KRITIK: Schöngesang aus der Puppenküche

Oper pur: Kristina Cosumano (Tisbe), Michael Dries (Don Magnifico), Susanna von der Burg (Clorinda), Martin Mitterrutzner (Don Ramiro), Lysianne Tremblay (Angelina) | Foto: Rupert Larl
  • Oper pur: Kristina Cosumano (Tisbe), Michael Dries (Don Magnifico), Susanna von der Burg (Clorinda), Martin Mitterrutzner (Don Ramiro), Lysianne Tremblay (Angelina)
  • Foto: Rupert Larl
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Selten so gelacht, selten so eine stimmige Produktion gesehen, selten so ein tolles Ensemble erlebt: Rossinis „La Cenerentola“ am Tiroler Landestheater geriet zum Triumph. Den Grundstein legte Intendantin Brigitte Fassbaender mit einer sprühenden Inszenierung.
Die Wohnung des Don Magnifico ist wie eine dunkles, dreckiges Puppenhaus gestaltet. Und die bösen Stiefschwestern von Angelina, auch Aschenputtel oder „Cenerentola“ genannt, unterdrücken diese wo es nur geht, lassen sich bedienen und sind mit den Freuden des Lebens beschäftigt. Das Märchen Aschenputtel, es ist bekannt. Auch das Ende: Die graue Maus bekommt den Prinzen. Dazwischen liegen zweieinhalb herrliche Opernstunden.

Fast schon Kabarett
Intendantin Fassbaender hat in ihrer Inszenierung alle Register gezogen. Der schlampige, abgewirtschaftete Möchtegern-Baron Don Magnifico – köstlich chaotisch gesungen und gespielt von Michael Dries, passt genial zu den völlig überzeichneten Schwestern. Grell geschminkt, in unendlich hässlichen Kleidern, müssen Clorinda – Susanne von der Burg übertrifft sich selbst – und Tisbe – Kristina Cosumano wirkt wie eine schräge Karikatur auf der Jagd nach den Männern – zusehen, wie ihre Stiefschwester das Glück in Person des Prinzen bekommt. Die Darbietung ging zauberhaft in das Kabarettistische, eine starke Leistung der beiden Sängerinnen.

Alle Sänger aus dem Ensemble
Diesmal wurden die Hauptrollen nicht an GastsängerInnen vergeben, die gesamte Riege wurde aus dem Ensemble besetzt. Martin Mitterrutzner fühlte sich als Don Ramiro hörbar wohl, sein schlanker, kräftiger, sehr flexibler Tenor meisterte die Höhen mühelos und die Parlando-Stellen mit Bravour. Unauffällig agierte Ulrich Burdack als Alidoro, eine tolle Partie hingegen bot Constantino Finucci als Dandini.
Star des Abends war Lysianne Tremblay, ihre Cenerentola war berührend, stimmlich überzeugend und mit großem Ausdruck sang sie ihrem Glück entgegen. Am Ende meinte man die graziöse „Lady Di“ auf der Bühne im Schloss des Prinzen zu erleben.
Maestro Georg Fritzsch sorgte für den spritzigen, feinfühligen und humorvollen Rossini-Klang, das Orchester agierte geschlossen und exzellent vorbereitet. Großes Lob an die Naturhörner. Auch die Männer von Chor und Extrachor steuerten ihren Teil zu einem ganz famosen Opernfest bei.
Sieghard Krabichler

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.