Gefährliche Hindernisse für Blinde

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Der Blinde Dietmar Graff kennt die Innenstadt wortwörtlich in- und auswendig. Dennoch ist es auch für ihn nicht ohne, durch die Stadt zu gehen. Er zeigt vorbildliche Straßen und Schwachpunkte der Stadt.

Innsbruck ist in Sachen Blindenleitsysteme und Barrierefreiheit in vielen Punkten eine Vorzeigestadt. Es gibt aber auch Schattenseiten. Mit dem selbst blinden Obmann des Tiroler Blinden- und Sehbehindertenverbandes, Dietmar Graff, machte das Stadtblatt einen Lokalaugenschein.

Die Blindenautobahn
Ein gutes Beispiel der Stadt – von den Blinden auch die Blinden-Autobahn genannt – ist das Leit-
system in der Maria-Theresien-Straße. „Die Neugestaltung ist der Stadt im Endeffekt wirklich gut gelungen“, so Graff. Ursprünglich war geplant, dass die Abwasserrinnen als Leitsys­tem dienen, so wie es auch in der Altstadt der Fall ist. „Das wäre für uns kein Problem gewesen, nur haben dann die Architekten an den Rinnen alle Schilder, Mülleimer und Lampen angebracht, sodass Blinde andauernd dagegengerannt wären“, schmunzelt Graff. Die Stadtpolitik reagierte darauf und ordnete an, nachträglich ein Leitsystem in die Platten zu fräsen, „und das ist perfekt gelungen“, so Graff. Der Blindenstock passt genau in die Rillen und wird auch nicht von Unebenheiten unterbrochen.

Freie Bahn am Hauptbahnhof
Auch der Hauptbahnhof sei ein gutes Beispiel. Dort darf vor dem Eingang nichts abgestellt werden, sodass Blinden nichts im Wege steht. „Nur wissen das viele nicht, sie wissen auch nicht, was die Rillen bedeuten und denken, sie sind dazu da, um Fahrräder reinzustellen“, kennt Graff die Realität.

Räder und andere Hindernisse
Oft sind daher Räder auf den Leit-system abgestellt, worin sich der Blindenstab verfängt und somit das Rad auf den Blinden fällt. Viele wissen auch nicht, dass die genoppten Platten an Bushaltestellen sogenannte Aufmerksamkeitsfelder sind. Blinde erkennen diese mit ihrem Stab. Bus- und StraßenbahnfahrerInnen halten direkt bei dem Noppenfeld an und rufen den Blinden die Linien zu. „Das funktioniert ausgezeichnet“, lobt Graff alle BusfahrerInnen. Aber auch schlechte Stellen verstecken sich in der Stadt. Ein Beispiel, das Stadtforum. Dort sind die Rillen nicht tief genug, sodass Blinde sie nicht finden und auch die Gastgärten versperren einen sicheren Durchgang. Eine weitere Gefahrenzone ist die Treppe zum Restaurant im ersten Stock in der Hörtnagl-Passage. Dort endet das Geländerbei der dritten Stufe. Nicht nur Dietmar Graff ist deshalb schon von der Treppe gefallen.

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