Hausapotheken sind in Gefahr
Sechs Kilometer Distanz zur öffentlichen Apotheke bedeutet das Aus für Haus -apotheken in Gemeinden
Der Standort der Hausapo-theke in Bad Fischau-Brunn wackelt, sofern der Mediziner in Pension geht. Denn die Hausapotheke hat im Umkreis von sechs Kilometern eine öffentliche Apotheke.
BAD FISCHAU-BRUNN/BEZIRK. Einen herben Rückschlag hat der ländliche Raum in den nächsten Jahren zu verkraften. Neben der Schließung der Postämter und der Ausdünnung der Nahversorger, droht auch das Aus für die Haus-apotheken der Hausärzte.
Versorgungsproblem
Der Grund: Aufgrund einer Gesetzesänderung 2006 wird niedergelassenen Ärzten in Zukunft das Führen einer Hausapotheke untersagt. Bestehende Hausapotheken sind davon nicht betroffen, falls ein Arzt in Pension geht, oder aus anderen Gründen seine Ordination schließt, darf der Nachfolger keine Hausapotheke führen.
„Aufgrund der demografischen Entwicklung der Ärzteschaft – viele gehen in den nächsten Jahren in Pension – wird es im ländlichen Raum ein medizinisches Versorgungsproblem für die Bevölkerung geben“, fürchtet NÖ-Ärztekammerpräsident Christoph Reisner: „Durch die Einstellung der Hausapotheken, womit der Arzt im dünn besiedelten Gebiet mit weniger Patienten einen kleinen Zusatzverdienst hätte, verliert die Niederlassung im ländlichen Raum an Attraktivität. Gerade für bettlägerige Patienten wird es schwer, an Medikamente zu kommen.“ Reisner erachtet die Gesetzeslage, welche „die Apotheker bevorzugt“ für nicht gut und wünscht sich Änderungen.
Ein Problem, das auf Bad Fischau-Brunn zukommen wird. Der Bad Fischauer Allgemeinmediziner Dr. Martin Urban (60) wird in den kommenden Jahren in Pension gehen und damit auch das Aus für eine Hausapotheke in Bad Fischau-Brunn einläuten. Während Dr. Urban dazu nichts sagen will, zeigt sich Bürgermeister Reinhard Knobloch betroffen. „Derzeit besteht kein Handlungsbedarf, aber wenn es soweit ist werden wird die BürgerInnen nicht im Regen stehen lassen. Wir werden eine Möglichkeit finden, damit nicht mobile Bad Fischauer ohne Probleme und großen Aufwand zu ihren Medikamenten kommen. Vielleicht kann man dann eine Art Botendienst installieren oder man findet eine Lösung mit unserem Projekt Betreutes Wohnen“, versichert der Ortschef Hilfe.
Die Apothekerkammer kann der ganzen Aufregung um diese Regelung nichts abgewinnen. Sie zeigt sich regelrecht empört: „Die Verunsicherung seitens der Ärztekammer gegen die Apotheker ist nicht akzeptabel“, ärgert sich Apothekenkammerpräsident Werner Luks gegenüber der Bezirksblätter. „Das Argument, dass ein bettlägeriger Patient nicht mit Medikamenten versorgt werden kann, weil er nicht in eine nahegelegene Apotheke fahren kann, lasse ich nicht gelten, denn jeder Arzt hat einen Notfallkoffer, womit er den Patienten versorgen kann.“ Außerdem wäre im Bedarfsfall seitens der nächstgelegenen Apotheke auch ein Zustelldienst vorstellbar: „Man kann ja über alles reden“, so Luks. Dem Argument der Ärztekammer, niedergelassene Ärzte würden mit dem Wegfall der Hausapotheke einen erheblichen Verdienstentgang erleiden, hält Luks entgegen: „In ländlichen Gebieten betreuen Ärzte oft wesentlich mehr Patienten als ihre Kollegen in Stadtgebieten, und haben obendrein noch weniger Mitbewerber.“
Zur Sache
Seit 2006 gilt die Gesetzesnovelle, wonach ein niedergelassener Arzt dann keine Hausapotheke führen darf, wenn sich in einem Umkreis von unter 6 km eine Apotheke befindet. Die bestehenden Hausapotheken waren von dieser Reform nicht betroffen. Nach Schließung einer Ordination mit Hausapotheke darf ein Nachfolger dann keine Hausapotheke mehr führen. Durch den Wegfall dieses Zusatzeinkommens verliert die Niederlassung für den Arzt am dünn besiedelten Land an Attraktivität. Bürgermeister fürchten um die medizinische Versorgung in ihren Kommunen.
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