Der Klassenfeind als Therapie
Patienten des Grünen Kreis spielen Theater.
Die Idee dazu hatte Manfred Michalke vom Wiener Vorstadttheater in Hernals.
(siv). "Das sind sechs Protagonisten", gibt sich Regisseur Manfred Michalke begeistert. "Die sind so gut, jeder Einzelne könnte die Vorstellung retten, sollte wider Erwarten etwas schief gehen!"
Nix wird schiefgehen
Schiefgehen wird nichts, davon sind die sechs Neo-Schauspieler überzeugt. "Die einzige Blamage wäre , dass nur zehn Leute in die Vorstellung kommen", meint Stefan, der Hauptdarsteller des Stücks "Der Klassenfeind".
Er ist Patient beim Grünen Kreis und absolviert mit seinen Schauspielkollegen Christoph, Peda, Sascha, Marc und Florian eine Drogentherapie. Das Theaterspielen hilft ihnen dabei. "Mein Selbstbewusstsein wird dadurch gestärkt", erzählt Peda. "Es ist interessant, wie weit ich über Grenzen gehen kann. Es ist ja nicht alltäglich, vor Leuten zu spielen, egal ob vor zwei oder vor hundert. Es ist ein mulmiges Gefühl, macht mich aber selbstbewusster", gibt ihm Stefan Recht.
"Ich habe schon öfters von meinem Umfeld gehört, dass ich mein komödiantisches Talent auf die Bühne bringen sollte. Jetzt habe ich erstmals die Möglichkeit, Theater zu spielen", freut sich Christoph. Ob er nach seiner Therapie weitermachen möchte, weiß er noch nicht. "Es ist ja eher ein brotloser Beruf.".
Bisschen neidisch
Alle sechs haben sich freiwillig gemeldet. Neid gibt es dennoch unter den anderen Bewohnern der Waldheimat oder des Marienhofs, beides Einrichtungen des Grünen Kreises. "Unsere Kollegen sind oft missgünstig, weil wir fast jeden Abend als gemeinsame Gruppe proben. Da heißt es schon manchmal, wer weiß, was die wirklich tun", erzählen Stefan, Christoph und Peda. "Dabei leisten die sechs wirklich schwere Arbeit", unterstützt sie Regisseur Michalke, bei dem sich alle sechs für die Zusammenarbeit bedanken wollen.
Zur Premiere am 8. November können sich die Kollegen von der Leistung überzeugen. "Da werden wir zeigen, was wir können."
Gag bei der Premiere
Die Schauspieler wünschen sich, dass die Zuschauer kommen, weil sie ein gutes Stück mit einer guten Theatergruppe sehen wollen, "und nicht, weil wir Ex-Junkies sind", so Stefan. Und er verspricht: "Bei der Premiere wird es einen Abschlussgag geben."
"Der Klassenfeind" ist von 8. bis 15. November im Meidlinger Palais Kabelwerk zu sehen. Das Stück handelt von einer Schulklasse, die sich selbst unterrichtet, weil dies kein Lehrer mehr tun möchte.
Karten gibt's unter Tel. 01/802 06 50. Der Reinerlös kommt den Darstellern zugute.
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