Ein Leben in ständiger Angst
Nach negativem Asylbescheid bleibt Wahabu Musha wenig Hoffnung
Es ist eine von vielen Asylwerbergeschichten, aber für Wahabu Musha ist es das Schlimmste, was er sich vorstellen kann: Ihm droht die Ausweisung aus Österreich. Dabei will er eigentlich einen Hauptschulabschluss machen, Automechaniker werden und einfach ein normales Leben führen.
SALZBURG (sos). Ein normales Leben hat er einmal gehabt: in einem kleinen Dorf in Ghana, mit Vater, Mutter, Bruder. Er ging in die Schule, spielte Fußball und verdiente ein bisschen Geld mit Bauarbeiten. Doch dann brach an der englisch-arabischen Schule, die sein moslemischer Vater gemeinsam mit einem christlichen Kollegen leitete, ein Konflikt aus: Ein saudiarabischer Gönner hatte dem Schuldirektor ein Auto geschenkt.
Mit 14 startete eine zwei Jahre lange Flucht bis nach Österreich
Der christliche Bezirkshauptmann sprach das Fahrzeug dem christlichen Direktor zu – was zu einem sich wie ein Flächenbrand ausweitenden gewalttätigen Konflikt zwischen den Religionsgruppen führte.
Das war vor etwas mehr als vier Jahren. Als 14-Jähriger flüchtete Wahabu Musha und gelangte innerhalb von zwei Jahren über Niger, Algerien, Libyen und Italien nach Österreich „Mein Vater ist tot, wo meine Mutter und mein Bruder sind, ob ich überhaupt noch eine Familie in Afrika habe, das weiß ich nicht“, sagt Wahabu Musha ganz leise und in gutem Deutsch. Er besucht einen Kurs, der ihn hauptschulreif machen soll. Dann sagt er lange nichts. Dafür ergreift Georg Klebel, sein Trommellehrer, das Wort für ihn: „Wahabu ist ein musikalisches Talent – er ist mir bei unserem Trommelworkshop im SOS Clearinghouse gleich aufgefallen, er hat einfach ein unglaubliches Rhythmus-Gefühl“, erzählt er.
Konflikt kostete Vater das Leben – wird aber als erfunden betrachtet
Der junge Afrikaner hat ihm sogar selbst komponierte Lieder geliefert. „Erst dachte ich, das sind traditionelle Lieder, aber dann habe ich gemerkt, dass Salzburg darin vorkommt – und das sind sehr berührende Lieder.“ Doch plötzlich ist Wahabu nicht mehr zum Trommeln und auch nicht mehr in den Deutschkurs gekommen. Seit dem negativen Asylbescheid – der unter anderem damit begründet wird, dass es in Wahabus ghanesischem Dorf keinen Konflikt gegeben habe – hat der 18-Jährige Angst, abgeschoben zu werden. Dabei will er nur das Gleiche, das er den Salzburgern in seinem Lied wünscht: Dass sie glücklich sind. „Im Clearinghouse (hier werden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut, Anm.) und in Salzburg generell haben mir so viele Menschen geholfen – das fühlt sich für mich wie Heimat an“, sagt er.
Aber nicht nur musikalisch ist Wahabu ein Talent – er spielt auch Fußball, kam gleich in eine Kampfmannschaft. So lange, bis der Klubbeitrag fällig wurde, den keiner bezahlt hat. Doch das ist mittlerweile geregelt.
„Wahabu hat unglaublich viel zu geben“, ist Georg Klebel überzeugt – jetzt hoffen er und Wahabu mithilfe der Katholischen Kirche dokumentieren zu können, dass es den Konflikt, der Wahabus Vater das Leben gekostet hat, tatsächlich gegeben hat.
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