Mehr als nur ein weiter Weg

2.740 Kilometer und drei Monate hat Alfred Berghammer auf 192 Seiten in einem Pilger-Tagebuch untergebracht.
  • 2.740 Kilometer und drei Monate hat Alfred Berghammer auf 192 Seiten in einem Pilger-Tagebuch untergebracht.
  • hochgeladen von Stefanie Schenker

¶SALZBURG (sos). „Es musste eine echte Zäsur sein“, sagt Alfred Berghammer über den Übergang vom Berufsleben in die Pension. Geworden ist es eine dreimonatige Pilgerreise von Salzburg nach Santiago de Compostela. Nach seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter im Landesdienst – wo er „mit viel Herzblut“ gearbeitet hat – brauchte er „etwas, das mir das Loslassen erleichtern würde.“
Und so machte er sich im März 2009 (genau genommen am 3. März, denn seine Stimme zur Landtagswahl am 1. März wollte er natürlich noch abgeben können) auf den Weg. Eigentlich hatte er erwartet, in den drei Monaten einen Hinweis darauf zu erhalten, wie er seine Tage künftig sinnvoll verbringen würde. „Die Vorstellung, zu Hause am Sofa zu sitzen und mir zu denken, eigentlich sollte ich im Büro sein, und was mache ich jetzt hier eigentlich, habe ich nicht ausgehalten.“
Heute, zweieinhalb Jahre nach der Pilgerreise – die er übrigens in Etappen nun mit seiner Frau Sissy nachgeht – hat er keine Angst mehr vor „zu wenig Arbeit“. Denn einen für ihn wesentlichen Hinweis hat Berghammer bei einem Andachtsstand in der Schweiz erhalten. „Dort stand ein Gebet, dessen Tenor besagte: ‚Nicht was ich machen, sondern was ich unterlassen soll, hilf mir zu erkunden.‘ Da wurde mir klar, dass mir nicht das ‚immer mehr‘ sondern das ‚weniger‘ helfen würde. Mir wurde bewusst, dass ich mich trotz Pilgerreise wieder in diese aus dem Berufsleben bekannten Mühlen begeben wollte. Ich bin eben kein Typ, der gut faulenzen kann. Aber die Erkenntnis aus diesem Gebet werde ich mir für mein weiteres Leben merken“, sagt Berghammer und lächelt dabei.

„Ich bin etwas weiser
geworden, bilde ich mir ein“
Jetzt, in der Pension, nimmt er sich Zeit für die Dinge, die ihm wichtig sind. Das ist zum einen seine große Familie mit mehreren Enkelkindern, aber auch das Pilgern – in kleineren Etappen und mit seiner Frau Sissy. Denn: „Das kann einen schon süchtig machen. Ich habe drei wunderbare spirituelle Erlebnisse gehabt – die kann man schwer beschreiben, weil sie sich auf einer emotionalen Ebene abspielen“, erklärt Berghammer, für den der Glaube immer schon eine große Rolle gespielt hat.
Aber auch von profaneren Highlights des Pilgerns berichtet er gerne: „Da gibt es schöne Blumen am Wegesrand, Sonnenauf- und Untergänge, nette Pilgerkollegen und vor allem – Freiheit zusammen mit einem Ausmaß an Nicht-Verpflichtungen, wie wir sie in unserem normalen Leben nicht spüren“, schildert Berghammer.
Das Buch geschrieben hat er, „weil das Pilgern eine so schöne Zeit für mich war. Es war ein Geschenk – und das möchte ich gerne mit anderen teilen.“ Nachsatz: „Wenn ich gewusst hätte, dass ich ein Buch daraus mache, hätte ich eine ordentliche Kamera mitgenommen – so habe ich fast alle Bilder mit meinem Handy gemacht.“

Alfred Berghammer über seine Erfahrungen beim Pilgern:

„Ich bin vor Überfällen und wilden Hunden gewarnt worden. Aber die einzige Gefahr ist, dass man süchtig wird.“

„Zum Trainieren habe ich zehn Kilogramm Bücher in meinen Rucksack gepackt und bin damit herumgestapft.“

„Beim Pilgern wird man genügsam – ich habe sicher auch in bereits gebrauchter Bettwäsche geschlafen.“

Zum Buch:
In „Reisetagebuch eines Pilgers. 90 Tage auf dem Jakobsweg von Salzburg nach Santiago de Compostela“ (Verlag Anton Pustet, 192 Seiten, ISBN 978-3-7025-0659-9, Preis: 22 Euro) beschreibt Alfred Berghammer anschaulich und kurzweilig sowie mit viel Witz und einem Schuss (Selbst-)Ironie seine Erlebnisse auf seiner Pilgerreise. Dabei lässt er den Leser unaufdringlich in sein Inneres blicken.

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