Herwig Strauß spricht sogar mit Königen

Von hier aus kann Amateurfunker Herwig Strauß die ganze Welt erreichen
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Was haben König Hussein von Jordanien, König Juan Carlos von Spanien oder König Bhumipol von Thailand mit 2 Millionen anderer Menschen auf unserem Erdball gemein? Sie alle sind begeisterte Amateurfunker!

TULLN(tw). “Funken“ kennen die meisten von uns eher nur aus Truckerfilmen wie „Convoy“ mit Kris Kristofferson als „Rubber Duck“. Wie faszinierend aber der Amateurfunk sein kann, wissen die wenigsten. Regierungsrat a.D. Herwig Strauß ist einer von 7.000 Amateurfunkern in Österreich und als Leiter der Ortsgruppe Tulln des Österreichischen Versuchssenderverbands sicherlich einer der Kompetentesten. So unterhielten wir uns einmal mit ihm, was sich wirklich dahinter wirklich verbirgt:

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Lieber Herr Strauß, was ist eigentlich das Faszinierende am Amateurfunk?
HERWIG STRAUSS
Es ist ein wirklich weltverbindendes Hobby. Man kann sich sozusagen „die weite Welt ins Wohnzimmer holen“.

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Und wie sind sie zum Amateurfunk gekommen?
HERWIG STRAUSS
Ich habe schon sehr früh zunächst weltweites „Broadcasting“, also Radio- und TV-Sender, gehört und gesehen. Aber dabei kann man ja nur konsumieren, nicht aber selbst „produzieren“. Deshalb habe ich dann 1980 mit dem Amateurfunk begonnen.

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Wieso können Sie eigentlich die ganze Welt empfangen, wo uns die Radiosender oft schon nach einigen Kilometern verlassen?
HERWIG STRAUSS
Dabei machen wir uns die Physik zu nutzen. Auf der Ultrakurzwelle, wo also Rundfunk passiert, kommen wir auch nicht weit. Die Wellen reichen zwar weit, sie können damit sogar den Mond erreichen, aber nicht die „Kurve“ um die Erde bekommen. Die Kurzwellen jedoch „prallen“ an der Ionosphäre ab und spielen sozusagen Ping-Pong, damit kann man dann absolut jede Ecke der Welt erreichen. Dabei ist es manchmal sogar notwendig, „rückwärts“ um den Globus zu senden, damit sie grad wieder an der richtigen Stelle auftreffen.

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Mit wem auf der Welt haben Sie denn schon so gesprochen?
HERWIG STRAUSS
Ach, eigentlich quer über den Erdball. Nicht nur mit Amateurfunkern auf den großen Kontinenten. Schauen Sie sich hier meine Weltkarte an, die bunten Stecknadeln stehen für jede gelungene Verbindung. Da sehen Sie Kontakte in Sibirien, Alaska, lauter kleine Inseln in den Ozeanen, teilweise nicht einmal auf der Karte drauf. Und sogar zu Expeditionen in Wüsten oder den Polgebieten. Und in Afrika habe ich schon mit Menschen aus absolut allen Ländern gesprochen.

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Wäre es nicht spannend, auch mal die Leute zu sehen, mit denen Sie so reden. Und vielleicht etwas über ihr Land erfahren?
HERWIG STRAUSS
Natürlich, das habe ich auch schon. Es geht natürlich selten, aber ich habe bereits mal Funkerfreunde im amerikanischen Arizona und auf den Bahamas besucht. Und einmal jemanden auf Bali. Nur den „Kollegen“ in Guantanamo Bay hab ich mir verkniffen. Wär wohl etwas schwierig geworden auch!

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Ketzerische Frage: Wozu braucht man heute eigentlich noch den Amateurfunk, wo ich doch per eMail oder überhaupt übers Internet eh jeden auf den Welt erreichen kann?
HERWIG STRAUSS
Na ja, schauen Sie: Per Mail kann ich zwar sicherlich jeden erreichen, aber nur die, deren eMail-Adresse ich kennen. Mit allen anderen bekomm ich ja keinen Kontakt. Über den Funk setze ich einfach einen CQ (allgemeinen Ruf) ab und warte, wer sich von wo auf der Welt meldet. DAS ist ja das Spannende beim Amateurfunk. Und sie können kaum beispielsweise den jordanischen König einfach anrufen. Aber auch der ist ein begeisterter Amateurfunker, mit dem ich sogar schon einmal gesprochen habe. Und er hat mir auch eine QSL-Karte zugesandt, wie es unter uns üblich ist. Davon abgesehen: Vom Internet profitiert auch der Amateurfunk: Ich kann zum Beispiel mit diesem Minihandsender nur 341109 eintippen, das ist ein Computer auf dem Kaiserkogel, der es über „EchoLink“ ins Internet und dann an eine andere Station überträgt und die speist es wieder ins Kurzwellennetz. Wo auch immer auf der Welt ich das möchte.

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Ist Amateurfunk eigentlich nur ein Hobby oder mehr? Wir haben mal gehört, dass es in Katastrophenfällen immer noch die zuverlässigste Art der Kommunikation ist?
HERWIG STRAUSS
Das stimmt absolut, nur zwei Beispiele: Bei der Lawinenkatastrophe 1999 in Galtür war jegliche Kommunikation zusammen gebrochen. Erst als ein Arzt - zufälligerweise selbst Amateurfunker - dann unseren Funk nutzte, konnten die Rettungsaktionen überhaupt koordiniert werden. Und beim Anschlag auf die New Yorker Twin Towers wurde auch die Feuerwehrstation mitsamt Leitzentrale zerstört, auch dort war der Amateurfunk dann die einzige Möglichkeit die Rettungseinsätze zu organisieren. Deshalb ist auch bei uns in Österreich nach der Galtür-Katastrophe der Amateurfunk in das Kommunikationsnetz der Blaulichtorganisationen integriert. In Niederösterreich gibt es nun sogenannte Notfunkkoffer und in der Steiermark ist bereits jede BH mit einer Kurzwellenstation ausgerüstet für Katastrophenfälle. Sie wissen ja: Wenn der Strom ausfällt, ist auch das Handynetz weg. Und übrigens: Nach dem neuen Amateurfunkgesetz ist jeder Funker VERPFLICHTET, an diesem Notfallsystem teilzunehmen!

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Kann denn jeder nun Amateurfunker werden?
HERWIG STRAUSS
Ja, natürlich. Er muss nur mindestens 14 Jahre alt sein. Und eine Prüfung ablegen, bei der Fragen über Technik, Betriebstechnik (also der Umgang mit den Geräten) und das Amateurfunkrecht gestellt werden. Aber die sollte jeder schaffen.

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Wie könnte nun einer unserer Leser, der jetzt auf den Geschmack gekommen ist, mehr über dem Amateurfunk erfahren? Wie selbst Amateurfunker werden?
HERWIG STRAUSS
An unserem Infostand beim „Tag der Vereine“ auf dem Tullner Hauptplatz am 25. Juni stehen wir den Interessenten für alle Fragen zur Verfügung. Zum Schnuppern einmal zu unserem Clubabend in den „Gasthof Albrechtsstuben“ kommen, dort treffen wir uns jeden ersten Donnerstag im Monat um 18 Uhr. Oder mich einfach anrufen unter 0676-9772802.

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