Mozart 100 Ultralauf

Gindlhumer
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Vom Himmel in die Hölle und wieder retour !

Damit man weiß wie es im Himmel ist muss man einmal durch die Hölle gegangen sein.
Diese Erfahrung habe ich dieses Wochenende gemacht. Heute fühle ich mich wie im Himmel wie es dazu gekommen ist möchte ich Euch jetzt erzählen.
Zirka vor einem ¾ Jahr bin ich in Facebook über den ersten Ultratrailauf von Österreich gestolpert und war sofort fasziniert. Jetzt hat man in Österreich auch die Möglichkeit einen Ultratraillauf zu bestreiten. Ich verfolge diese Läufe, die normalerweise am anderen Ende der Welt stattfinden, mit Respekt und Hochachtung für die Athleten. Denn es ist ein großer Unterschied ob man 100km auf der Straße bestreitet oder sich im Gelände bewegen und orientieren muss. Leider sind diese Rennen sehr teuer, also ohne Sponsoren kaum finanzierbar, außerdem kann man sich nicht so einfach 5 Wochen durchgehend frei nehmen. So war für mich sofort klar wenn so ein Lauf in Österreich stattfindet, muss ich dabei sein. So habe ich ab diesem Zeitpunkt mein Training auf diesen Lauf abgestimmt. Viele Bergläufe stehen an erster Stelle da dieser Lauf nicht nur über 100km geht sondern auch 2300 Höhenmeter zu überwinden sind. Aber nicht das Bergauf laufen ist das Problem sondern das Bergab laufen das nach einen eigenen Laufstill verlangt. So vergeht Monat um Monat und der erste Test verlauft hervorragend beim Linz Marathon 03:28:30 eine Steigerung gegenüber dem letzten Jahr um fast 15 Minuten. Danach folgen lange Trainingsläufe wie zum Beispiel von Steyr nach Trattenbach auf den Schoberstein und wieder retour 60km und 1400 Höhenmeter. Ich bin im Himmel nur noch 4 Wochen bis zum Start des Mozart 100 und alles läuft perfekt. Genau zu diesem Zeitpunkt öffnet sich die Hölle das erste Mal. Ich kann es kaum glauben aber durch eine ungünstige Liegeposition klemme ich mir während des Schlafens den Ischias Nerv ein. Beim aufstehen muss ich mich aus den Bett rollen damit ich auf die Füße komme. Leider wird es auch unter Tage auch nicht besser und mir bleibt nichts anderes über und suche meinen Hausarzt Dr. Gerald Koppler auf, der mich mit Strombehandlungen und das sanfte einlenken der Wirbeln Milderung schenkt. Leider ist das eine langwierige Sache den Ischias kann man relativ schnell beruhigen aber die Entzündungen rundherum dauern einfach lange. Für mich die Hölle was soll ich machen Ruhe geben und warten oder trainieren und eine schlimmere Verletzung riskieren. So habe ich auf meinen Körper vertraut und abgewartet. Ich habe im Vorfeld gut trainiert und dieser Trainingsstand ist nicht so schnell weg. Aber wer ein Sportler ist weiß wie hart so etwas ist. Nach zwei Wochen war es endlich soweit wieder einen Lauf durchzuführen. Es ging so gut das ich vom Krankenhaus auf den Damberg und dann über das Gasthaus Eckhardt nach Hause gelaufen bin. So war ich wieder im Himmel aber nicht lange den beim Weg zurück nach Steyr bin ich das erste Mal beim Laufen gestürzt. Dabei bin ich so ungünstig gefallen das ich mir die eigene Hand in die Rippe gestoßen habe. Das Kreuz ist in Ordnung dafür kann ich kaum Luft holen weil die Rippe schmerzt. Was sollte ich machen den Lauf absagen auf den ich ein ¾ Jahr hingearbeitet habe oder es trotzdem versuchen. Ich muss es einfach probieren. So bin ich mit meinen Ultralauffreund Bart Ernst am Freitag mit dem Zug nach Salzburg angereist. Diese Zugfahrt war gleich die erste Einstimmung in dieses Abenteuer Wochenende. Als erstes hat es die ÖBB geschafft von Rohr nach Linz 15 Minuten Verspätung herauszuholen, so dass wir den Anschlusszug nach Salzburg nicht mehr erreicht haben. Gnädigerweise durften wir dann einen Schnellzug nach Genf benutzen der aber leider keine freien Sitzplätze mehr hatte, so haben wir fast wie in Indien die Zugfahrt von Linz nach Salzburg auf den Boden und der Stiege des Waggons verbracht. Endlich in Salzburg angekommen beziehen wir schnell unser Hotel sodass wir uns auf schnellsten Weg die Startunterlagen abholen können. Damit man bei so einem Rennen überhaupt teilnehmen darf ist ein sogenanntes Wettkampfbriefing verpflichtend. Dieses wurde in einem Hörsaal der Uni durchgeführt wo man alle Informationen rund um den Lauf mit Bildern und in Deutsch und Englischer Sprache erklärt bekommt. So stehlt sich schön langsam eine angenehme Anspannung ein. Was erwartet mich Morgen wie wird das Wetter funktioniert die Verpflegung usw.
Jetzt will ich einfach nur mehr das, das Rennen endlich losgeht. Das Wetter ist auch so eine Sache. Einen Tag zuvor hat es in der Salzburger Gegend schwere Unwetter gegeben mit Murenabgängen. Dadurch dass die Strecke durch eine Klamm und Wälder verläuft wird es spannend in was für einen Zustand sich die Strecke befindet. Gegen 21:00 macht der Himmel wieder seine Pforten auf und lässt ordentliche Wassermassen nach unten das die Situation gerade nicht verbessert. Aber jetzt geht es ab ins Zimmer den ein paar Stunden Schlaf sind noch angesagt bis um 03:00 der Wecker den langen Tag einläutet. An ein ordentliches schlafen ist fast nicht zu denken die Vorfreude ist einfach zu groß so bin ich richtig froh das ich zu dieser Zeit aufstehen kann. Jetzt beginnt nach dem waschen das einschmieren des ganzen Körpers. Hirschtalg auf Füße unter den Armen und im Schritt wenn man so lange unterwegs ist, ist man Froh wenn man eine zweite Hautschicht aufgetragen hat. Kompressionstrümpfe von Omotion sind natürlich genauso wichtig wie das richtige Schnüren der Laufschuhe. Es kommt einem Ritual gleich. Das natürlich auch wichtig für den Kopf ist. Als letztes wird noch die Wettkampfverpflegung gepackt. Am Ende des Tages werden es 28 Gels sein und 14 Liter Flüssigkeit die Ich teilweise mit mir führe und teilweise an Verpflegungsstationen bekomme. So gerüstet bin ich um 04:00 im Starbereich, wo sich auch schön langsam die 80 Läufer und Läuferinnen einfinden die sich auf die 100km Strecke wagen. Bei einem ORF Interview vor dem Start kann ich noch meine Freude und Faszination von so einem Ultralauf weitergeben. Die restliche Zeit nutze ich noch mit den vielen Ultras zu plaudern. Diese kleine aber feine Runde versprüht eine familiäre Atmosphäre wo es nicht nur um Zeiten oder Wettkampf geht sondern, Laufen wir gemeinsam 100km und haben Spaß dabei. So entspannt begeben wir uns an die Startlinie wo wir passend unter Violinen Klängen von Wolfgang Amadeus Mozart in den bewölkten morgendlichen Himmel entlassen werden. Entlang der Salzach geht es gemütlich 5km wo noch in Ruhe geplaudert und gescherzelt wird bevor es das erste Mal in die Glasenbachklamm geht. Spätestens hier habe ich gemerkt dass das kein normaler 100km Lauf wird. Eine herrliche Klamm die stätig nach oben führt auf teils weggespülten Wege verursacht von den Unwettern der letzten Tage. Das Wasser scheint aus allen Felspalten zu kommen, bis sie sich im tiefgelegenen Graben zu einem reißenden Bach finden. Wer glaubt das es nicht mehr höher geht hat sich gründlich getäuscht den es geht nach kurzen bergab Passagen immer höher und höher. Ein besonderes Gustostückerl ist eine Stelle wo es im Wald dem Anschein fast senkrecht nach oben geht. Erschwert durch den tiefen Boden. Dort ist auch kaum an laufen zu denken. Hier bewegt sich fast jeder auf allen vieren. Dort brennen auch zum ersten Mal die Oberschenkel so richtig. Landschaftlich gibt es ein Highlight nach dem anderen ein besonderes Erlebnis war wie zum ersten Mal der Fuschlsee vor mir aufgetaucht ist. Zu diesem Zeitpunkt haben sich auch die ersten Gruppen gebildet die Elite ist schon einige Kilometer voraus ich habe mich in einer der Verfolgergruppe eingefunden. Wo einmal ich und die anderen Bergspezialisten vorne liegen und dann wieder die, die stark auf der Ebene oder den bergab Laufen sind Aber bei den Labstationen treffen wir immer wieder zusammen und starten wieder gemeinsam weg. So liegt einmal der eine vorn dann wieder ein anderer. Es scheut sich keiner die Führungsarbeit zu übernehmen denn der die Führung übernimmt muss natürlich auch auf die Streckenführung achten. Einmal ist der Boden markiert dann ist wieder ein Schild aufgestellt oder und das ist meistens der Fall, Bänder die an Bäumen und Sträuchern befestigt sind. Übersieht man so einen Hinweis riskiert man das man sich verlauft und eventuell zurücklaufen muss. Wenn man nach 500 bis1000 Metern keinen Hinweis sieht sollte man sich Sorgen machen. Schön langsam habe ich das Gefühl der Lauf besteht nur aus Steigungen. Jetzt erst schätze ich die Trainingskilometer in den Bergen so richtig. Den mein Freund Ernst und ich können die anderen jedesmal überholen und abhängen wenn es ordentlich nach oben geht. Die erste Runde wird ohne der Fuschlsee Umrundung durchlaufen. Es ist zwar für den Kopf etwas schwieriger dass die zweite Runde um 8km länger ist doch so kommen wir nach genau 5 Stunden zum ersten mal wieder nach Salzburg auf den Mozartplatz. Der Vorteil ist das man den langen Weg neben der Salzach hinter einem hat bevor die Mittagssonne mir zusetzen kann. Es ist ein zwiespältiges Gefühl wieder Loszulaufen auf die zweite längere Runde man weiß ja jetzt schon was einem erwartet ob das ein Vor oder Nachteil ist jedem selbst überlassen. Wir sind immer noch eine Gruppe von 7 bis 9 Läufer es sieht so aus als hätten wir ein ähnliches Fitnesslevel. Doch beim zweiten Anstieg durch den Wald wo wir ca. km 60 erreicht haben trennt sich die Spreu vom Weizen. An diesem Anstieg können mein Freund Ernst und ich so richtig Gas geben und machen ordentlich Meter wo die anderen schon gehen geben wir weiterhin Gas so laufen wir Kilometer um Kilometer in die Höhe. Dann sehe ich auf meine GPS Uhr wo ich 65km aufleuchten sehe und denke so zu mir wenn ich das Tempo weiter so hoch halte geht sich das bis ins Ziel nicht mehr aus. So sage ich zu meinem Freund Du bist heute ein Tier ich muss zurückschrauben. So wünsche ich im noch alles Gute und Lasse in ziehen. So komme ich kurz vor der Fuschlsee Umrundung ganz alleine an. Mein Freund ist vorne weg und meine Verfolger sind weit hinter mir. So beginnt ein Trip durch die Hölle wo man sich und seinen Körper kennenlernt wie sonst in keiner anderen Situation. Wie die Überschrift schon sagt damit du weißt wie es im Himmel ist musst du erst durch die Hölle. Wie gesagt als ich kurz vor der Fuschlsee Umrundung bin machen sich tiefen Wiesen und Waldwege bemerkbar meine Schuhe und Socken sind mittlerweile mit Wasser durchdrängt. So lässt es sich nicht verhindern das ich auf beiden Fußsohlen Blasen bekommen habe. Ich habe bei jedem Schritt das Gefühl ich stehe auf einem Schlauchbott. Jeder Stein und jede Unebenheit wird zur Quall. Die Oberschenkeln sind mittlerweile so fest wie ein Stein zum Glück trage ich die Oberschenkel Tubes von Omotion die ein weiterlaufen überhaupt ermöglichen. Die Sehnen am Vorfuß machen sich auch schon bemerkbar, das ist ein Gefühl als würden dir die Schnürsenkel den Fuß abtrennen. Und genau hier entscheidet sich das Rennen wie stark man im Kopf ist. Man kann sich neben den Straßenrand setzen sich selbst bemitleiden und zu sich sagen 70 km sind ja auch nicht schlecht oder die Schmerzen zu akzeptieren und weiterlaufen. Hier kann man seine Horizont verschieben und Dinge über sich selbst erfahren wie sonst nirgendwo im Leben. Wenn Du durch diese Hölle gehst wirft dich im Leben nicht mehr viel aus der Bahn. Für mich ist das keine Frage wenn ich schon 70 km geschafft habe werden die 30 km auch noch zu bewältigen sein. Ich lenke mich wieder ab in dem ich das landschaftliche Highlight Rund um den Fuschlsee genieße. Die Strecke ist nach wie vor brutal. Rund um den See geht alle paar Meter Rauf und Runter. Nach dem See gelange ich wieder auf die bekannte erste Runde die schön langsam in die Richtung von Salzburg führt. Jetzt sind es 22km und ich habe Zeit mir viele Gedanken durch den Kopf gehen zu lassen. So das ich diesen Lauf meinen Sohn Alexander widmen werde der sehr oft in letzter Zeit auf seinen Daddy verzichten musste, da ja doch viel Zeit aufgeht in Vorbereitung und Training zu so einen Lauf. Natürlich bin ich froh dass mich meine ganze Familie in meinen Unternehmungen unterstützt. Besonderes meine Frau Daniela die mich bei allen unterstützt und viel Nervenstärke beweisen muss wenn ich bei so langen Events unterwegs bin und man nicht weiß wie es einem geht ob alles in Ordnung ist. Auch nach so einem Wettkampf ist es ungemein wichtig dass einen wer hegt und pflegt. So kann man sich ganz schnell von so einem Ultralauf erholen den einige Tage danach ist es schwierig die einfachsten Dinge im Leben durchzuführen. Diese Gedanken die einem durch den Kopf gehen lenken ab von dem tun selbst so Purzeln die Kilometer. Trotzdem bleiben noch 15 km übrig. Wenn man 15 km läuft horcht sich das nicht so schlimm an, aber nach 85 km schon. Jetzt kommen die letzten brutalen Anstiege vor dem Ziel und so kann ich Anstieg um Anstieg abhacken. Als ich bei einer der letzten Labstellen mich kurz erhole sehe ich plötzlich einen Läufer näher kommen, ich bin richtig Happy das ich nach knapp 30km doch nicht ganz alleine auf dieser Strecke bin ich hab mir schon gedacht ich bin der einzige der noch im Rennen ist. So habe ich für die letzten Kilometer einen Begleiter und keinen Konkurrenten den bei so einem Lauf kämpft man nicht gegeneinander sondern miteinander. Den größten Sieg was du hier erreichen kannst ist der gegen dich selbst. Der Salzburger Laufkollege hat ein ähnliches Schicksal wie ich das er lange Zeit alleine unterwegs war. So unterstützen wir uns mental gegenseitig und puschen uns Richtung Ziel. Ein emotionaler Moment beschert uns der Blick über Salzburg als wir um den Kapuzinerberg laufen. Ab diesem Zeitpunkt ist klar jetzt kann uns nichts mehr stoppen. Mit schmerzverzehrten Gesicht bewältigen wir die letzten Stufen in die Stadt Salzburg wo wir entlang der Straße und Fußgängerzone der Salzach näher kommen. Meine persönliche Wunschlaufzeit bei diesem Lauf habe ich unter 12 Stunden fixiert. 1km vor Schluss sehe ich auf die Uhr und sie zeigt 11:54:00. Das könnte sich ausgehen, ich sage zu meinen Lauffreund schaffen wir das noch und er, wir probieren es. So laufen wir den letzten Kilometer als wäre es ein 10km lauf. Endlich die letzte Brücke dort entdecke ich auch meine Frau die uns die Straße absperrt sodass ich und mein Laufkollege mit erhobenen Händen gemeinsam die Ziellinie überfliegen. 11:59:17. Wir gratulieren uns gegenseitig und wissen das der eine ohne den anderen es nicht in dieser Zeit geschafft hätte. Die Ziellinie überschritten werde ich gefeiert als wäre ich der erste in diesem Lauf. Angereiste Freunde und Familie umarmen mich und sprechen mir Glückwünsche aus. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Du musst einmal durch die Hölle damit Du den Himmel auf Erden erreichen kannst.
wer lauft der findet Andreas

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Foto: amixstudio/stock.adobe.com
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