Gemeinwohl statt Gier
ZUKUNFTSWEISEND / Der junge österreichische Autor und Globalisierungskritiker Christian Felber präsentierte in Seitenstetten konkrete Alternativen zu Finanzkrise und Globalisierung.
SEITENSTETTEN / „Wissen Sie, das Wievielfache der bestbezahlte Manager in den USA im Vergleich zum gesetzlichen Mindestlohn verdient? – Das 10.000fache? Das 100.000fache? Es ist das 360.000fache.“ Das zahlreich erschienene Publikum im BildungsZentrum St. Benedikt in Seitenstetten war hochaufmerksam, als der österreichische Erfolgsautor, Universitätslektor und Globalisierungskritiker Christian Felber über Wege aus der Wirtschaftskrise referierte und seine aktuellen Bücher „Kooperation statt Konkurrenz“ und „Gemeinwohl-Ökonomie“ vorstellte. Der Mitbegründer von Attac Österreich war mit „50 Vorschlägen für eine gerechtere Welt“ bekannt geworden, in dem er gerechtere Regeln für die Globalisierung und eine globale Konferenz zur Zähmung der Finanzmärkte forderte. Damit bewies er Voraussicht: Das von ihm geforderte „Bretton Woods II“ findet gerade statt. Felber fordert jedoch eine viel weitergehende Regulierung von Banken, Fonds und riskanten Papieren, als von den G20-Regierungen derzeit diskutiert wird. Eine „Demokratische Bank“ wird gerade von 150 engagierten Personen in Österreich aufgebaut, sie soll die Grundfunktion der Finanzmärkte erfüllen und von der Bevölkerung selbst kontrolliert werden.
Aber auch damit nicht genug: Felber blickt in die Tiefe des gegenwärtigen Wirtschaftssystems, das auf Gewinnstreben und Konkurrenz beruht: „Diese fatale Anreizkombination fördert die gegenteiligen Werte, die unsere zwischenmenschlichen Beziehungen gelingen lassen: Egoismus, Gier, Geiz, Neid und Rücksichtslosigkeit.“ Dabei sollten in der Wirtschaft stattdessen die gleichen Werte und Strategien belohnt werden, die auch Beziehungen gelingen lassen: Vertrauensbildung, Kooperation, ökologische Verantwortung und Solidarität. Felber schlägt dafür eine „Gemeinwohl-Bilanz“ für alle Unternehmen vor, die soziale Verantwortung, ökologische Nachhaltigkeit, Demokratie und Solidarität misst und zum neuen Unternehmenszweck macht. 250 Unternehmen aus 6 Staaten unterstützen bereits diesen Weg. Was aber kann jede und jeder Einzelne tun? „Eigenverantwortung heißt, sich politisch einmischen und die richtigen Werte und Gesetze einfordern.“ Auf seine Bücher hin haben sich bereits zahlreiche Unternehmer/innen gemeldet, die sich für einen neuen Anreizrahmen für das Wirtschaften einsetzen wollen. Eine Attac-Regionalgruppe „Herz Mostviertel“, bei der jede/r mitmachen, kann, könnte diese Initiative unterstützen.
Buchtipps:
„Neue Werte für die Wirtschaft“
„50 Vorschläge für eine gerechtere Welt“
„Kooperation statt Konkurrenz. 10 Schritte aus der Krise“
„Die Gemeinwohl-Ökonomie. Das Wirtschaftsmodell der Zukunft“
Webtipps:
www.christian-felber.at
www.gemeinwohl-oekonomie.org
www.demokratische-bank.at
www.attac.de
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