Dritte Piste: Gegner fühlen sich gefoppt

Alfred Höllrigl, Obmann der ARGE Fluglärm. | Foto: Privat
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  • Alfred Höllrigl, Obmann der ARGE Fluglärm.
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Die achttägige Anhörung im Multiversum hinterläßt üblen Nachgeschmack, zumindest für die Pistengegner.
SCHWECHAT. Acht Tage, 144 Redner, aber keine echte Lösung in Sicht, die beide Seiten zufriedenstellen könnte. Wie es sich für eine öffentliche Anhörung gehört wurde jede Menge angehört - richtig aufeinander eingegangen wurde scheinbar nicht. Die emotionale Diskussion um den Bau der dritten Piste ist sicher noch nicht zu Ende.

Für Gegner eine „Farce“
Die Vertreter der ARGE Fluglärm haben im Zuge der Verhandlungen gegen 16 Themen Einwände vorgebracht und gezeigt, dass das Vertrauen in die von der Behörde vorgelegten Unterlagen erschüttert ist.
Das Verhandlungsergebnis ist für die Pistengegner allerdings ernüchternd. „Zehn Jahre lang wurden Vorarbeiten geleistet. Fünfzehn Bürgerinitiativen haben sich am Verfahren beteiligt, sich auf die Anhörung vorbereitet, haben fast zwei Wochen an der Verhandlung teilgenommen. Und dann wurde nahezu jeder sachlich und fachlich richtige und gerechtfertigte Einwand als falsch hingestellt. Es wurde so getan, als wäre die gesamte Fachkompetenz ausschließlich auf Seite der Behörde versammelt“, wettert Alfred Höllrigl, der befürchtet, dass auch ältere Vereinbarungen mit dem Flughafen ignoriert werden könnten.

Flughafen beruhigt
„Der Flughafen hat diesen Mediationsvertrag unterzeichnet und damit eine privatrechtliche Vereinbarung mit den Anrainern getroffen und steht selbstverständlich auch weiterhin zu diesen verbindlichen Vereinbarungen“, lässt Flughafensprecher Peter Kleemann verlautbaren. Vom Bau einer dritten Piste ist die Flughafen AG aber auch weiterhin überzeugt.

Wachstumsperspektive
„Um ein leistungsfähiges Drehkreuz weiterhin betreiben zu können, ist für Fluglinien die Kapazität der Spitzenstunde ein wichtiger Faktor. Ohne dritte Piste müsste der Flughafen sein Geschäftsmodell umstellen – vom Hub zum Flughafen mit Punkt-zu-Punkt. Bratislava ist daher für die 3. Piste keine Alternative“, so Kleemann.

Aussagen von Vertretern der Verhandlungsparteien:
„Das UVP-Verfahren ist sehr sachlich geführt worden. Beeindruckt hat mich, wie stark die Mitglieder des Dialogforums zum hohen inhaltlichen Niveau der Diskussionen beigetragen haben. Die gesamte öffentliche Erörterung wurde durch die Dialogforumsmitglieder geprägt, die beinahe die Hälfte aller Stellungnahmen abgegeben haben“, zieht Gerhard Frauenberger, Vizebürgermeister von Schwechat und Obmann des Dialogforums zufrieden Bilanz.

„Die öffentliche Erörterung der geplanten 3. Piste hat für die Mitglieder des Dialogforums klar bewiesen: die Maßnahmen gegen Flugverkehrsbelastungen aus Mediationsvertrag und Dialogforum sind weitreichend und unverzichtbar für die Flughafenregion Wien, wenn eine 3. Piste umweltverträglich ist und gebaut wird“, informiert Wolfgang Hesina, Geschäftsführer des Dialogforums.

Brigitte Krenn, Sprecherin der Bürgerinitiative Plattform gegen die 3. Piste des Flughafen Wien-Schwechat, hat so eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) noch nie erlebt: „Anders als bei Straßen- oder Schienenverkehrsprojekten ist bei dieser UVP der Lärm für den Einzelnen nicht voraussagbar!“

Zwar geht es um die Lage der 3. Piste. Eine Flugverkehrsprognose wurde erstellt, die Flugrouten und die dazugehörige Belegung der Flugrouten angenommen und damit der Lärm berechnet. „Niemand kann eine Garantie dafür abgeben, dass in Zukunft diese Flugrouten verlegt werden oder stärker als angenommen beflogen werden. Das hat dann unmittelbare Auswirkungen auf die Menschen, die in dieser Region leben“, kritisiert Krenn.

Die Behörde des UVP-Verfahrens, das Land NÖ, stellt fest, dass diese Flugrouten und die Belegung die wahrscheinlichste Entwicklung der Lärmbelastung widerspiegeln, jedoch nicht in diesem Verfahren behandelt werden. Flugrouten werden von der Austro Control als Behörde festgelegt, das ist klar. „Im UVP-Verfahren zur 3. Piste muss das Land NÖ Auflagen für die einzelnen Flugrouten festlegen. Dazu gehört z.B. eine Deckelung von Flugbewegungen pro Flugroute. Nur so kann die Umweltverträglichkeit gesichert werden,“ stellt Krenn fest.

Weiterer Kritikpunkt ist die fehlende Darstellung der Maximalkapazität in einem 3-Pisten-System am Flughafen Wien-Schwechat. Für das Jahr 2025 sind 415.000 Flugbewegungen pro Jahr prognostiziert. Tatsächlich können in Zukunft weit über 500.000 Flugbewegungen pro Jahr stattfinden. „Die Darstellung der Maximalkapazität würde erst die tatsächlich möglichen Belastungen für die Region aufzeigen,“ fordert Krenn.

VP Stadtchef Ernst Viehberger: „Oberstes Gebot muss es sein, und davon rücken wir nicht ab, dass die Umwelt größtmöglich geschont wird und es zu keinerlei Beeinträchtigung der Gesundheit von Mensch und Tier kommt. Wenn die gewährleistet ist, dann darf man auch die wirtschaftliche Komponente nicht außer Acht lassen. Der Wohlstand der Schwechater Bevölkerung ist auch auf den Flughafen zurückzuführen. Dieser darf aber nicht um jeden Preis erreicht werden. Daher sind alle Verantwortlichen aufgerufen sehr sorgfältig abzuwägen. Wir müssen und werden sehr wachsam sein, dass unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger keinen Schaden erleiden, aber auch, dass es ihnen gut geht.“

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