Nazi-Keller unter Brauereigelände

Das „Schleifen“ wurde entschleunigt. Der Schornstein soll am 21. Jänner gesprengt werden. | Foto: Stadtgemeinde Schwechat
  • Das „Schleifen“ wurde entschleunigt. Der Schornstein soll am 21. Jänner gesprengt werden.
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Am 9. Jänner sollten die Bagger wieder auffahren, doch Nazi- Bunker sorgen für eine Verzögerung.

SCHWECHAT. Einsam ragt der alte Ziegelschornstein aus den Betonruinen. Das Gelände der Schwechater Brauerei erinnert momentan selbst an einen Kriegsschauplatz.
Darunter befinden sich echte Relikte aus einer der dunkelsten Perioden unserer Geschichte: Fast 10.000 Quadratmeter Brauereikeller dienten 1944 - 1945 als Außenstelle des KZ Mauthausen (siehe Zur Sache-Kasten).

Hobbyforscher machte Fund
Nach der Wiederentdeckung der alten Nazibunker - laut KURIER durch einen Hobbyforscher, der vor dem endgültigen Abriss das Gelände erkunden wollte - reagierte der Grundstückseigentümer Brau Union umgehend. „Die Bauarbeiten verzögern sich jetzt ein wenig, werden aber nicht ganz ausgesetzt. Die Aufklärung ist uns wichtig, deshalb wird eine Historikerkommision die gefunden Inschriften auf ihre Herkunft prüfen.“, so Brau Union Pressesprecherin Veronika Fiereder zu den BEZIRKSBLÄTTERN.

Denkmalamt ermittelt jetzt
Inzwischen hat sich das Bundesdenkmalamt eingeschaltet. „Am Gelände der Brauerei Schwechat finden derzeit Abbrucharbeiten von (nicht unter Denkmalschutz stehenden) Baulichkeiten über dem Erdboden statt. In diesem Zusammenhang wurde dem Bundesdenkmalamt bekannt, dass in den unterirdischen Stollen an den Ziegelwänden einige Schriftzüge (vorwiegend Namen) vorhanden sind.
Es ist bekannt, dass in einem Teil der enorm großen Kelleranlagen der Brauerei (ich schätze über 50.000 m²) von 1944 bis Kriegsende u.a. Flugzeugmotoren gebaut wurden und dass dabei Zwangsarbeiter beschäftigt wurden. In Schwechat befand sich eines der vielen Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. 2010 wurde in Schwechat ein Mahnmal zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter errichtet, das Wissen um die traurige Geschichte ist in Schwechat präsent.
Unklar ist, ob DER Teil des Stollens, der die Namenszüge enthält, zu der Flugzeugmotorenproduktionsstätte gehört. Es sind keinerlei Artefakte vorhanden, die uns genauere Hinweise geben würden. Denkbar ist auch, dass die Beschriftungen auf den Ziegeln von Menschen stammen, die in den Stollen Zuflucht vor den massiven Luftangriffen auf die Stadt Schwechat gesucht haben.
Das Bundesdenkmalamt hat die Abteilung IV/7 (Gedenkstätten und Kriegsgräberfürsorge) des Bundesministeriums für Inneres beigezogen, um die Inschriften zu dokumentieren und bei der Beurteilung der historischen Bedeutung zu helfen.
Fachleute des Innenministeriums, des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien und ein Archäologe haben die Stollen begutachtet, ihren abschließenden Bericht erwarte ich in den nächsten Tagen.
Über die weitere Vorgehensweise kann das Bundesdenkmalamt erst entscheiden, wenn der Bericht der beigezogenen Fachleute vorliegt.
Das ist der aktuelle Stand der Dinge und ich hoffe, dass ich damit Ihre Frage ausreichend beantworten konnte.“ erklärt Margit Kohlert vom Landeskonservatorat Niederösterreich.

Viele Kriegsopfer
Im Zuge der alliierten Luftangriffe 1944/1945 fielen auf Schwechat rund 4000 Bomben, laut Aufzeichnungen rund 78 auf die Brauerei. Allein diesen Bombardements sollen über 400 Schwechaterinnen und Schwechater zum Opfer gefallen sein. Wieviele KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen ihr Leben ließen, wird wohl nicht mehr zu eruieren sein.

Aufarbeitung ist wichtig
Für die Stadtgemeinde Schwechat, wo erst kürzlich das restaurierte Mahnmal des Künstlers Karl Martin Sukopp präsentiert wurde, hat die Aufarbeitung der Vergangenheit einen hohen Stellenwert.
„Wir pflegen in Schwechat eine sehr aktive Erinnerungskultur an die Gräuel der Nazizeit – und das schon seit Jahrzehnten“, betont auch Stadtchef Hannes Fazekas.

„Santa I + II“ waren die Tarnnamen der Außenlager des KZ Mauthausen in den alten Bierkellern der Schwechater Brauereien. Die alten Brauereikeller, die seit 1928 kaum mehr zur Bierlagerung in Gebrauch standen, wurden 1943 von verschiedenen Großbetrieben beansprucht, die ihre Fertigungsstätten unter die Erde verlagern wollten. Die ersten Häftlinge aus Mauthausen trafen im März 1944 ein.

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