Pendler: Land bringt ÖBB unter Zugzwang
Das Pendlerleben im Zentralraum ist kein leichtes. Nun bringt LR Wilfing ÖBB-Konkurrent in Stellung.
ST. PÖLTEN/TULLNERFELD (wp). Landesrat Karl Wilfing stellt der ÖBB die Rute ins Fenster: Er holte sich den neuen Eisenbahnbetreiber "WESTbahn" an Bord, um den Tullnerfeldern das Pendeln nach St. Pölten zu erleichtern. Derzeit dauert dies mit der ÖBB über Herzogenburg heiße 45 Minuten. Die ÖBB weigerte sich bislang, das Problem durch ein stündliches Halten des schnellen Railjet im Bahnhof Tullnerfeld zu beseitigen. Nun springt die Konkurrenz ein. Aus Salzburg kommend, Richtung Wien, kann die Westbahn bereits im Tullnerfeld stehen bleiben. Für die Strecke Wien-St. Pölten müssten ÖBB und Westbahn aber um drei Minuten früher vom Westbahnhof abfahren, um Komplikationen im Fahrplan zu vermeiden. Falls die ÖBB weiter bockt, will der Michelhausener Bürgermeister Friewald die Bevölkerung zum Streik motivieren. Wilfing setzt auf Verhandlung. Bis zu Redaktionsschluss gab es noch keine Lösung. 1.400 Auspendler plus 450 Schüler sind betroffen. Die Westbahn stellt dem Land keine Kosten für ihre Dienste in Rechnung. "Wir wollen uns besser positionieren", begründet dies Westbahn-Geschäftsführer Erich Forster. Falls eine Einigung mit der ÖBB zustandekommt, beträge die Fahrzeit nach St. Pölten bloß 14 Minuten.
Ein Politiker, der Verkrustungen löst
KOMMENTAR
Als Bürger und noch mehr als Journalist kennt man die Gepflogenheit der heimischen Politiker, sich und ihre Werke gern selbst in helles Licht zu rücken. Soll so sein! Denn auch jeder Greißler lobt seine Ware, und Politiker sind eben auf den Zuspruch der "Kunden" – der Wähler – angewiesen. Als unabhängiger Medienmensch hält man sich hier also gern zurück und bezieht lieber kritisch Stellung. Heute gibt es aber ausdrücklich Lob für einen Politiker: Karl Wilfing gibt sich als Verkehrslandesrat enorme Mühe, das Pendlerproblem in den Griff zu bekommen. Er lässt nichts unversucht, die mitunter bockig agierende ÖBB zu Flexibilität und Kundenorientiertheit zu bewegen. Der Poysdorfer kennt die Pendlerproblematik aus eigener Erfahrung. Mit seinem ihm eigenen Weinviertler Charme löst er manche Verkrustung in der Staatsbahn und lässt Pendler auf ein besseres Leben hoffen.
Kontakt: WERNER PELZ, wpelz@bezirksblaetter.com // Tel.: 0676 700 11 75
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.