Rathausposse: Magistrat untersagte Auftritt von Heilbutt & Rosen
Polizei musste im Auftrag des Magistrat Veranstaltung unterbinden
ST. PÖLTEN/OBER-GRAFENDORF (wp). Verzweiflung, Wut und Ärger machten sich vergangenen Dienstag bei Neo-Kultur-Veranstalter Remigius Rabiega breit. Per Mail wurde ihm vom St.Pöltner Magistrat mitgeteilt, dass sein bereits im Februar angemeldeter Auftritt von Heilbutt & Rosen-Mann Helmuth Vavra in der Kulturhalle Wagram behördlich untersagt wird. Einspruch war keiner möglich. Ein weiteres, amtliches Schreiben erreichte ihn per Post, eingeschrieben am Tag der Veranstaltung. Und der Magistrat fackelte auch nicht lange und schickte sogleich auch die Polizei los, um vor Ort die Sache zu exekutieren. Kurzerhand musste die Veranstaltung nach Ober-Grafendorf verlegt werden, wo ihm Bgm. Handlfinger (SP) spontan „Asyl“ gewährte.
„Ich war völlig aus dem Häuschen,“ zeigt sich Rabiega gegen-
über den Bezirksblättern entsetzt. „Ich verstehe das nicht: Sowohl Finanz-, als auch Kulturabteilung im Rathaus wussten Bescheid, ich musste ja auch die Tickets amtlich lochen lassen.“
„Herr Rabiega mag die Veranstaltung bei den Kollegen in der Kultur- und Finanzabteilung angekündigt haben, aber bei mir hat er sie nicht angemeldet“, versteht Martin Frischmann von der Bezirksverwaltungsbehörde die Aufregung nicht.
Interne Kommunikationsschwächen
„Ja bitte, wird denn zwischen den einzelnen Rathausabteilungen nicht kommunziert?“ fragt Rabiega entgeistert ob der etwas eigenwilligen Haltung im Rathaus.
„Aus unserer Sicht ist alles ordnungsgemäß abgelaufen, von unserer Seite gab es keinen Einwand“, erklärt Wolfgang Kronawetter von der Kulturabteilung. Es sei das erste Mal, dass sich ein derartiger Fall ereignet, so der Beamte. – Man könne ihm vielleicht den Vorwurf machen, dass er die Information über die Veranstaltung nicht weitergegeben hätte.
Verpflichtung zur Weitergabe der Anmeldung bestehe aber nur bei Gewerbebehörden, klärt Frischmann auf: „Wir melden das an die Arbeiter- und Wirtschaftskammer, die Bundespolizei und an andere involvierte Abteilungen des Rathauses.“ Ob der bereits ebenfalls angemeldete, von Rabiega in St. Pölten für 27. April organisierte Auftritt von Kabarettisten Thomas Stipsits stattfinden dürfe? „Das ist ein laufendes Verfahren, das ist noch nicht geklärt“, tönt es aus dem Rathaus. „Also mir ist das Warten bis zur Entscheidung der Bürokraten zu blöd. Ich verlege die Veranstaltung von St.Pölten nach Obergrafendorf.“
KOMMENTAR
Ein Rathausakt der zum Wiehern ist
Nach verflogenem Ärger begann das große Lachen über den Amtsschimmel der aus dem St. Pöltner Rathaus lauthals wieherte. Er untersagte via Mail zwei Tage vor dem Kabarettabend in der stadteigenen Kulturhalle Wagram den Auftritt von Heilbutt&Rosen-Chef Vavra. Und das, obwohl Veranstalter Remigius Rabiega die Sache bereits vor Monaten in der Kulturabteilung angemeldet hatte. Unterschiedliche Rechtsauffassungen und mangelnde Kommunikation dreier Rathausabteilungen ließen die Vorstellung in der Landeshauptstadt platzen und zwangen zum Ausweichen nach Ober-Grafendorf. Dass etablierte Kulturplatzhirsche über den verlängerten Arm des Magistrats den neuen unliebsamen Konkurrenten in der Stadt Remigius Rabiega in die Schranken weisen wollten, ist natürlich ein Gerücht. Aber dass der Magistrat einen hochmotivierten Veranstaltungs-Newcomer, der in den letzten Monaten hochkarätige Stars in die Stadt brachte, wenige Stunden vor einer Veranstaltung derartige Prügel vor die Füße wirft, ist gelinde gesagt ein Skandal.
Werner Pelz, Mailkontakt: wpelz@bezirksblaetter.at
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