Der bosnische Verband hat sich sehr um mich bemüht
Trotz seiner erst 22 Jahre ist Anel Hadzic in der Mannschaft der SV Ried in den letzten Monaten zu einem Führungsspieler herangereift. Mit Ried will er auch in dieser Saison vorne mitspielen. Seine Länderspielkarriere steht kurz vor dem Beginn. Allerdings für Bosnien-Herzegowina, nicht für Österreich.
BezirksRundschau: Knapp die Hälfte der Stammspieler der letzten Saison haben die SV Ried verlassen. Wie ist das möglich, dass sich die Mannschaft wieder so schnell gefunden hat?
Anel Hadzic: Die Chemie in der Mannschaft passt. In Ried wird nicht nur auf das Sportliche Wert gelegt, sondern auch auf das Charakterliche. Die neuen Spieler haben sich super in die Mannschaft eingefügt. Das erklärt auch die immer besser werdenden Leistungen.
BezirksRundschau: Sie haben erst sehr spät Ihren Vertrag verlängert. Gerüchten zufolge hatte Rapid großes Interesse?
Anel Hadzic: Das stimmt. Der Vertrag war bereits unterschriftsbereit und finanziell wäre das Angebot sehr interessant gewesen.
BezirksRundschau: Was hat letztendlich den Ausschlag dafür gegeben, doch in Ried bis 2013 zu verlängern.
Anel Hadzic: Zum einen der Cupsieg, zum anderen wollte ich Ried etwas für die letzten zwölf Jahre zurückgeben. Die Entscheidung habe ich während einem Kurzurlaub in meiner zweiten Heimat Bosnien getroffen.
BezirksRundschau: Auch Florian Mader und Daniel Royer haben ihre Verträge verlängert und kurz danach wechselten sie den Verein. Ist das auch bei Ihnen möglich?
Anel Hadzic: Derzeit ist das wirklich überhaupt kein Thema. Ich bin ein Rieder durch und durch, aber ich bin noch jung und früher oder später möchte ich auch den Schritt wagen und zu einem anderen Verein wechseln.
BezirksRundschau: Ist für Sie ein Wechsel innerhalb Österreichs ein Thema?
Anel Hadzic: Mein Traum ist natürlich, im Ausland Fuß zu fassen. In Österreich könnte ich mir derzeit eigentlich nur Red Bull Salzburg vorstellen. Aber noch einmal: Derzeit ist das für mich in keinster Weise ein Thema. Ich fühle mich sehr wohl in Ried und möchte mit dem Verein in den nächsten zwei Jahren viel erreichen.
BezirksRundschau: Wie sehen die konkreten Ziele mit der SV Ried aus?
Anel Hadzic: Wir sind eine junge, hungrige Mannschaft und wir brauchen uns vor keiner Mannschaft in Österreich verstecken. Ich bin überzeugt davon, dass wir, wenn wir kontinuierlich gute Leistungen bringen, zu den besten fünf Mannschaft in Österreich gehören. Eine abermalige Platzierung für einen internationalen Bewerb wäre natürlich ein Traum.
BezirksRundschau: Stichwort international: Was ging Ihnen bei Ihrem goldenen Tor in Kopenhagen durch den Kopf?
Anel Hadzic: Das war natürlich das bisher schönste Tor meiner Karriere. Kurz danach wurde ich allerdings wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, da ich kurz nach dem Spiel erfahren habe, dass mein Großvater in Bosnien, zu dem ich sehr intensiven Kontakt hatte, verstorben ist. Das war ein harter Schlag für mich. Im Nachhinein habe ich dieses Tor meinem Großvater gewidmet.
BezirksRundschau: Sie sind mit zwei Jahren nach Österreich gekommen. Haben Sie noch viel Kontakt nach Bosnien-Herzegowina?
Anel Hadzic: Ja, denn ein Großteil meiner Verwandschaft lebt noch dort. Meine Familie und ich sind regelmäßig auf Besuch in der alten Heimat.
BezirksRundschau: Sie gelten als Allrounder, sind jung und ihre Leistungen in den letzten Monaten waren sehr konstant. Ist das Nationalteam für Sie ein Thema?
Anel Hadzic: Naja, das ist so eine Sache. Grundsätzlich ja, aber es gibt überhaupt keinen Kontakt zum ÖFB. Ich will jetzt nicht das Nationalteam schlechtreden, aber ich denke, dass gewisse Dinge falsch laufen. Von Seiten des bosnischen Verbandes ist man hingegen sehr um mich bemüht. Nationaltrainer Safet Susic war sogar schon in Ried, um mit mir persönlich zu sprechen.
BezirksRundschau: Heißt das konkret, dass Sie für Bosnien-Herzegowina spielen möchten?
Anel Hadzic: Aller Wahrscheinlichkeit nach ja. Am 14. November bestreitet Bosnien-Herzegowina ein Freundschaftsspiel. Gut möglich, dass ich eine Nominierung erhalte.
BezirksRundschau: Glauben Sie, dass der Verein dafür Verständnis haben wird?
Anel Hadzic: In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Eines für Bosnien, eines natürlich auch für Österreich. Ich muss aber auch auf meine Karriere schauen und ich sehe im bosnischen Nationalteam ganz einfach bessere Perspektiven. Ich glaube aber, dass die Vereinsverantwortlichen meine Sichtweise verstehen werden. Ganz egal, ob ich für Bosnien oder Österreich spielen werde für Ried werde ich immer mein Bestes geben.
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