An alle Verantwortlichen und Befürworter des Ausleitungskraftwerkes Tamsweg-Kendlbruck
Ein offener Brief -
An alle Verantwortlichen und Befürworter des Ausleitungskraftwerkes Tamsweg-Kendlbruck
In den letzten Wochen und Monaten haben sich die Gerüchte rund um ein sich in Planung befindliches Mur-Kraftwerk, das eine beinahe gänzliche Ableitung der Mur zwischen Tamsweg und Kendlbruck/Ramingstein zur Folge hätte, verdichtet.
Bei der Veranstaltung „Flussdialog Mur“ vom 16.11.2011 in Tamsweg sprachen sich die Lungauer aber vehement gegen diese Ableitung aus; dies ist den Verantwortlichen in Salzburg anscheinend entgangen! Zitat aus einem Beitrag der Landeskorrespondenz vom 17.11.2011 über diese Veranstaltung: „Bei der Online-Umfrage haben sich mehr als zwei Drittel der Befragten für den Ausbau der Wasserkraft ausgesprochen. Rund 60 Prozent können sich vorstellen, dass auch in der eigenen Gemeinde ein Kraftwerk gebaut wird.“ (http://service.salzburg.gv.at/lkorrj/Index?cmd=detail_ind&nachrid=48061)
Es wurde also nur über die allgemeine Meinung der Bevölkerung (aus einer vorangegangenen Online-Befragung zu Wasserkraft) berichtet. Dass aber in dieser Debatte der Ausbau eines solchen Ausleitungskraftwerkes zur Sprache kam und kompromisslos ablehnt wurde, wird offenbar völlig ignoriert!
Uns stellen sich in diesem Zusammenhang Fragen wie zum Beispiel:
Wie kann es sein, dass eine 1200-Seelen-Gemeinde wie Ramingstein ein 5. Kraftwerk braucht? (Zwei sind bereits in Betrieb, eines ist kurz vor Fertigstellung und eines Richtung Karneralm vor Baubeginn.)
Wie kann es sein, dass ein sündteurer Mur-Radweg gebaut wurde, der seinen Reiz
gerade durch den Fluss Mur bezieht, und man dann vermutlich neben einem – wenn überhaupt vorhandenen – Rinnsal strampeln darf?
Wie kann es sein, dass sich keiner Gedanken darüber macht, wie es landwirtschaftlich um Ramingstein bestellt sein wird, wenn die so dringend benötigte Feuchtigkeit der Mur nicht mehr in dieser Form gegeben sein wird?
Wie kann es sein, dass aus profitorientierten Gründen diverse Photovoltaik-Projekte in Salzburg (z.B. die großräumigen Dachflächen des neuen Messegeländes), die bereits angedacht und nur mehr aufzustellen sind, hintangestellt werden, um Projekte wie dieses Mur-Kraftwerk durchzusetzen?
Wie kann es sein, dass man uns als „Kultur an der Mur“-Gemeinde eben genau die Grundlage – die Mur – nimmt?
Wie kann es sein, dass die Steirer so schlau waren und den Flusslauf der Mur unter Naturschutz gestellt haben um besagtem Projekt einen Riegel vorzuschieben und das in Ramingstein verabsäumt wurde?
Wie kann es sein, dass man einen Flussdialog initiiert und dann die Tatsache, dass die Ableitung der Mur von den Lungauern abgelehnt wird, schlichtweg ignoriert?
Uns ist bewusst, dass in Zeiten wie diesen die alternative Energiegewinnung eine wichtige Rolle spielt. Wir befürworten auch die Nutzung der Wasserkraft. Aber es gibt andere Möglichkeiten, als die Trockenlegung der Mur in einer Gemeinde, die direkt an diesem Fluss liegt und lebt und durch dieses Projekt einen wesentlichen Teil ihrer Identität verlieren würde.
Verfasser :
Elisabeth Ferner, Erwin Lanschützer
Ramingstein, am 19.11.2011
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