Mit 200 über den Haunsberg

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NUSSDORF/OBERTRUM (grau). „In der Nacht kommt es schon vor, dass der eine oder andere mit 200 km/h und mehr über die Gerade rast“, sagt Anrainer Manfred Költringer. Er ist Obmann des Motorsport Clubs Flachgau und kennt sich aus mit schnellen Motoren. Költringer wohnt an der L239 und sie ist Teil seines täglichen Weges zur Arbeit. Meistens fährt er mit dem Rennrad über den Haunsberg. Zwischen der ehemaligen Kaiserbuche und dem Nußdorfer Ortsteil Schlößl liegt eine steile Straße, mehrmals führt sie durch den Wald. Unübersichtlich, voller enger Kurven. Hier kommt es vor allem an den ersten Frühlingswochenenden zu riskanten Überholmanövern. Von der Kaiserbuche bergab ist die L239 zuerst kurvig, geht dann aber relativ gerade bis zur Ortstafel Obertrum.

„Gerade noch ausgewichen“
Diese Straße wird viel genutzt – von Motorrad-, Auto- und Radfahrern, aber auch von Fußgängern und Läufern. „Es wundert mich, dass hier nicht mehr passiert. Die Motorradfahrer überholen, ohne dass sie etwas sehen, fahren viel zu schnell – 150 km/h sind keine Seltenheit – über die gefährliche Straße. Ich denke, sie verlassen sich einfach auf ihr Können und glauben, es wird schon niemand kommen“, sagt Költringer. Er hat selbst schon einige beinahe-Unfälle auf der Strecke miterlebt. „Oft handelt es sich nur um Sekundenbruchteile, in denen gerade noch ausgewichen werden kann!“

Überholen, Rasen, Schneiden
Rainer Kolator, Leiter des Kuratoriums für Verkehrssicherheit Salzburg, meint: „Motorradfahrer lassen allzu oft außer Acht, dass sie nach dem Winter aus der Übung sind. Ihnen fehlt es an Übung und Routine. Sie bringen es im Jahr etwa nur auf ein Drittel der durchschnittlichen Fahrleistung eines Pkw-Lenkers.“ Ein Drittel aller Motorradunfälle sind laut KFV Alleinunfälle – verursacht durch überhöhte Geschwindigkeit, riskantes Überholen und Kurvenschneiden.
Rennfahrer Költringer versteht, warum die Strecke so beliebt ist. „Eine interessante Strecke, solche werden gesucht. Die L239 ist wunderschön zum Fahren. Wenn die Motorradfahrer in Gruppen unterwegs sind, fahren sie meistens ruhiger. Es sind Einzelne oder Zwei- bis Dreiergruppen, die sich manchmal so hineinsteigern. Dann wird es gefährlich für alle. Ich finde es nicht in Ordnung, wenn man die Regeln des Straßenverkehrs derart missachtet. Viele sind weit über der Zulassungsgrenze – das höre ich am Motorengeräusch.“

Motorengeräusche hört auch Obertrums Vizebürgermeister Bernhard Seidl, der an der L239 wohnt und arbeitet. „An uns führt die Straße gerade vorbei. Das lädt natürlich zum Rasen ein – eine aufgelegte Motorradstrecke. Die Gemeinde hat schon versucht, hier eine Geschwindigkeitsbeschränkung einzuführen. Dafür fehlten dem Land aber die Grundlagen und unser Ansuchen blieb vergeblich. Andererseits hilft eine Geschwindigkeitsbeschränkung auch nur bei denen, die sich daran halten.“

Die Gemeinde Obertrum hat ein eigenes Geschwindigkeitsmessgerät, dass sie immer wieder einmal an der L239 aufstellt, um den Vorbeifahrenden ihre Geschwindigkeiten vor Augen zu führen. „Das machen wir präventiv. Wir werten die Ergebnisse auch aus. Teilweise rasen die Biker mit 150 über die Straße. Natürlich kontrolliert auch die Polizei hier oft.“

„Mehr als 80 km/h nicht nötig“
Fährt man die Strecke von Nußdorf nach Schlößl geht es gleich nach der Ortschaft Schlößl ohne Geschwindigkeitsbeschränkung den Berg hinauf – auf engen Kurven durch den Wald. „Die Strecke ist beliebt, auch viele Bayern kommen über Oberndorf zu uns und fahren über die L239. Die Gefahr ist da“, sagt Nußdorfs Bürgermeister Johann Ganisl, der eine Geschwindigkeitsbegrenzung für angebracht hält. „Mehr als 80 km/h müssten hier nicht erlaubt sein. Mit dem Auto schafft man sowieso nicht mehr.“

Lesen Sie den Kommentar "Rauschfrei" von Ulrike Grabler

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