"Missverständnisse und Vorurteile"
Das „Fest der Kulturen“ in Zell am See feierte vergangene Woche eine gelungene Premiere, zahlreiche Akteure und Besucher aus verschiedensten Kulturkreisen konnten sich über beste Stimmung freuen. Seinen Abschluss fand das Fest in einer Podiumsdiskussion zum Thema „Integration - sag, was dich bewegt“. Mit dabei war auch Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz. Fazit der Diskussion: Vieles liegt im Argen, mit noch mehr sprachlicher Förderung soll die Situation nun besser werden.
ZELL AM SEE. Gestartet wurde die Diskussion mit einer Impulslesung des Autors Ludwig Laher, der krasse Misstände bei österreichischen Asylverfahren kritisiert.
Die Gymnasiastin Esra Yaralioglu sprach zum Thema „Ausländer raus?!“. Sie konnte mit ihren Ansichten zu diesem Thema beim heurigen Salzburger Jugendredewettbewerb den zweiten Platz holen. Die 16-Jährige erzählte von positiven und negativen Erfahrungen bezüglich Integration und meinte: „Weder Einheimische noch Ausländer sind schuld, wenn es mit dem gegenseitigen Verstehen nicht klappt, sondern Missverständnisse und Vorurteile.“
Zweites Gratiskindergartenjahr?
Bei der Diskussion ging es vor allem um die von allen Teilnehmern als sehr wichtig eingestufte sprachliche Frühförderung. Der Mittersiller Ortschef Wolfgang Viertler - in der Oberpinzgauer Stadtgemeinde befindet sich eines der größten Asylantenwohnheime, außerdem sind dort 15 Prozent der Einwohner Türken - kritisierte, dass der Bund dafür bereitgestellte Mittel wieder kürzt bzw. nicht mehr zur Verfügung stellt.
Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz bestätigte die Streichung dieser Mittel in Höhe von fünf Millionen Euro. „Allerdings investiert der Bund 70 Millionen Euro für ein verpflichtendes Gratiskindergartenjahr. Und aus meinem Budget werden 20 Millionen Euro für die Sprachförderung, speziell auch für den Berufseinstieg, zur Verfügung gestellt.“ Wie Kurz weiter ausführte, sei - noch nicht fix - geplant, ein zweites Gratis-Kindergartenjahr für Vierjährige einzuführen, wobei dieses für Kinder mit Deutsch-Defiziten verpflichtend sein soll. Der Staatssekretär zeigt sich auch überzeugt davon, dass auch Veranstaltungen wie das „Fest der Kulturen“ zur Integration und zum besseren gegenseitigen Verständnis beitragen können.
Auf das Tapet kam auch, dass Fälle von islamischem Extremismus nicht zu leugnen sind und es auch solche Dinge seien, welche bei Österreichern Ängste und Bedenken schüren. Dazu Kenan Özcan: „Wir vom türkischen Kulturverein in Saalfelden distanzieren uns natürlich sehr von solchen Dingen und bemühen uns auch, dies nach außen zu transportieren. So organisierten wir kürzlich einen Tag der offenen Tür in unserer Moschee, der auch sehr gut angenommen wurde. Außerdem haben wir eine deutschsprachige Website - www.moschee-saalfelden.at - eingerichtet.“
Wie das „Fest der Kulturen“ war auch die Podiumsdiskussion äußerst gut besucht und die Wortmeldungen zeigten, dass das Thema viele Menschen - Einheimische als auch solche mit Migrationshintergrund - bewegt.
Schülerinnen des BORG Mittersill nützten die Gelegenheit, Landesrätin Tina Widmann ein Schreiben hinsichtlich eines asylwerbenden Mitschülers persönlich zu übergeben.
Widman war gemeinsam mit ihrem Gatten Paul und Schülern des Maturaprojekts „(A)mico“ eine Initiatorin des Festes und der Diskussion. Weitere Mitveranstalter waren die Stadtgemeinde Zell am See, die Migrationsstelle des Landes Salzburg, das Regionalmanagement Pinzgau und das Musikum Zell am See.
Neben internationalen Musikgruppen und Vereinen waren auch zahlreiche Pinzgauer Vereine ausgerückt.
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