Venet Bahn: Ist das noch zu rechtfertigen?

Die neuen Venet-Vorstände Manfred Jenewein, Hansjörg Unterhuber, Siegmund Geiger und Herbert Mayer (v. l.) sind nicht zu beneiden.
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Venet AG fuhr Verlust von € 587.000 ein – die Tendenz aber steigend

Befürchtet hat man es. Nun ist sie da – die bittere Realität. Die Venet AG verfehlte im abgelaufenen Wirtschaftsjahr ihre budgetierten Ziele.

ZAMS. Das Seilbahnunternehmen in Zams verbuchte beim operativen Ergebnis wegen geringerer Einnahmen aus dem Kartenverkauf, Schwachstellen in der Budgetierung und nicht eisernen Budgetdisziplin einen Verlust von 587.000 Euro. Geplant war ein Minus von 185.000 Euro. Das teilte der neue Venet-Vorstand mit Siegmund Geiger, Manfred Jenewein, Herbert Mayer und Hansjörg Unterhuber am Freitag in Zams mit.

Das Schlimme an der Situation ist, dass die finanzmarode Seilbahn nicht nur den Abgang aus 2010/2011 zu verdauen hat, sondern jährlich - wenn der Betrieb in gewohntem Umfang weitergeführt wird - ein steigender Verlust ins Haus steht. Im Wirtschaftsjahr 2011/2012 ist mit einem Abgang von 650.000 Euro zu rechnen, dieser soll in den Folgejahren jährlich um drei Prozent ansteigen. Das wahre Dilemma daran ist, dass sich die Lage kaum verbessern lässt. Die Besucherzahlen lassen sich kaum steigern, weil die Konkurrenz in der Nähe übermächtig und ein Zusammenschluss nicht möglich ist. Versucht wurde mit einem Experten Einsparungspotenziale zu finden. Seine Analyse ernüchterte: Beim großen Brocken Personalkosten z. B. sind Einsparungen nur sehr begrenzt möglich.

Zweite Ernüchterung: Versucht wird auch neue Geldquellen anzuzapfen, darunter Gemeinde Fließ, Land und TVB. Sie beteiligen sich nur an Investitionen, nicht aber an der Abgangsfinanzierung. Also liegt der Ball bei den Hauptgesellschaftern, den Gemeinden Landeck und Zams. Sie müssen entscheiden, ob sie bereit sind, den Rettungsanker für die Venet AG auszuwerfen und die Abgänge abzudecken bzw. ob diese Finanzspritzen noch zu rechtfertigen sind.

ZUR SACHE

Vorab-Umfrage zum Venet in Zams

Der Landecker Gemeinderat wird darüber am Donnerstag entscheiden, im Zammer Gemeinderat fallen heute (Dienstag, 5. Juli 2011) die Würfel. Eine Vorab-Umfrage in Zams ergab: Bgm. Siegmund Geiger (ÖVP) ist ein Befürworter der Finanzspritzen. Mathias Venier (FPÖ) will keine Mittel frei geben. Er denkt laut über eine Volksbefragung nach. Roswitha Lentsch (SPÖ) stellt ihre Zustimmung zum Rettungsakt unter die Bedingung, Einsparungskonzepte vorzulegen und umzusetzen. Georg Steinwender (AZL) will zuerst Fakten (alle erdenklichen Schließungsvarianten einschließlich Auswirkungen) am Tisch haben. „Erst dann kann man seriöserweise entscheiden, in welche Richtung es geht“, so Steinwender. Der Venet-Vorstand kündigte an, alle möglichen Varianten durchzurechnen und vorzulegen - bis Herbst 2011.

Statements zum Thema „Venet Bahn"

Bgm. Siegmund Geiger (ÖVP): „Jetzt im dritten Monat des neuen Wirtschaftsjahres eine gravierende Weichenstellung vorzunehmen geht nicht mehr. Denn die Kosten wären für uns höher, als der Betrag, der als Abgang im Budgetvoranschlag vorgesehen ist“.

Finanzstadtrat Manfred Jenewein (SPÖ): „Den Betrieb in gewohntem Umfang weiterführen geht nur, wenn die Gemeinden zusätzliches Geld zur Verfügung stellen. Aber wenn wir dazu Ja sagen, müssen wir anderswo Nein sagen und das ein paar Mal“. Wie stimmt Jenewein am Donnerstag im Gemeinderat ab? Darüber hält er sich bedeckt.

Vize-Bgm. Herbert Mayer (ÖVP) spricht sich für den vollen Liftbetrieb zumindest bis zum Ende des Wirtschaftsjahres 2011/12 aus: „Es ist zu kurzfristig. Für den Winter wurden bereits Buchungen getätigt. Da würde ein größerer Schaden entstehen“. Mayer will eine Entscheidung im Herbst: „Bis dahin gibt es noch besser aufbereitete Fakten“.

GR Hansjörg Unterhuber (ÖVP) sieht es ähnlich wie Fraktionskollege Mayer: Warten bis die Berechnung der einzelnen Varianten im Herbst 2011 zur Verfügung stehen, dann diese Daten und Fakten ansehen und die Schlüsse daraus ziehen.

Roswitha Lentsch (SPÖ): „Die SPÖ-Fraktion wird der Abgangsabdeckung und dem Budgetentwurf 2011/12 zustimmen, damit die Wintersaison gesichert ist. Allerdings knüpfen wir das an die Bedingung, Einsparungskonzepte vorzulegen und umzusetzen“.

Georg Steinwender (AZL): „Das Finanzloch bei der Venet AG soll immer noch größer werden. Heuer wurde der mit den Gemeinden vereinbarte Budgetrahmen um 440.000 Euro überschritten, nächstes Jahr sollen es 505.000 Euro sein und in den Folgejahren wird dieser Betrag um die Höhe der Inflationsrate steigen. Das kann es nicht sein“.

Mathias Venier (FPÖ): „Ich werde mich dagegen aussprechen Mittel freizugeben, obwohl der Abgang mitzutragen wäre, ist doch die Gemeinde Zams Hauptgesellschafter. Aber die Schwarzen und Roten haben das eingebrockt. Sie haben jetzt einen Weg zu finden“.

Jährlicher Fixbetrag zum Wirtschaften

Der Venet Bahn wird ein jährlicher Fixbetrag zum Wirtschaften zur Verfügung gestellt. Dessen Höhe wurde auf 403.000 Euro festgelegt. Die Stadt Landeck trägt mit 200.000 Euro den größten Anteil. Die Gemeinde Zams steuert 163.000 Euro bei, der TVB TirolWest 40.000 Euro. In diesem Fixbetrag inbegriffen ist ein Betriebsabgang von 185.000 Euro – vorgegeben als verpflichtende Richtschnur für das Seilbahnunternehmen (außer es ergeben sich unvorhersehbare oder außergewöhnliche Ereignisse).

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