Platzgummer wurde Opfer einer Intrige

Bei der Unterzeichnung des Koalitionsvertrages war Christoph Platzgummer nach außen hin die klare Nummer zwei und der potentielle Zach-Nachfolger. FI-intern schlug die Stimmung jedoch sehr bald zugunsten von Christine Oppitz-Plörer um.
  • Bei der Unterzeichnung des Koalitionsvertrages war Christoph Platzgummer nach außen hin die klare Nummer zwei und der potentielle Zach-Nachfolger. FI-intern schlug die Stimmung jedoch sehr bald zugunsten von Christine Oppitz-Plörer um.
  • hochgeladen von Stephan Gstraunthaler

(gstr). Bei den Wahlen 2006 war er gut genug, um Hilde Zach das Amt zu retten. Drei Jahre später fiel Christoph Platzgummer den Machtgelüsten eines kleinen Kreises von FI-Funktionären zum Opfer. Lesen Sie die Wahrheit über den „Rücktritt“ jenes Stadtpolitikers, der seiner Fraktion zu beliebt wurde.

Es war Freitag, der 22. Mai 2009, als eine Nachricht die Innsbrucker Stadtpolitik erschütterte. Vizebürgermeister Christoph Platzgummer hatte „aufgrund der finanziellen Ungereimtheiten um die EURO‘08“ (Zitat Platzgummer) seinen Rücktritt erklärt. In der Endabrechnung der Europameisterschaft blieben für Innsbruck Mehrkosten in der Höhe von etwa 800.000 Euro zu begleichen. Für diese Diskrepanz zwischen veranschlagtem Budget und tatsächlichen Ausgaben übernahm Platzgummer die „politische Verantwortung“.

Hartnäckige Zweifel an Motiven
Von Anfang an gab es Zweifel an dieser Darstellung der Ereignisse. Noch heute, 16 Monate später, würden 17 Prozent der Innsbrucker (siehe Umfrage im Stadtblatt vom 15. September 2010) Christoph Platzgummer zum Bürgermeister wählen – ein Wert, der sehr stark dafür spricht, dass die Bevölkerung der offiziellen Version vom „freiwilligen Rücktritt“ wenig bis keinen Glauben schenkt. Tatsächlich übernahm Platzgummer sein Amt zu einem Zeitpunkt, als ein Gutteil der EURO-­Vorbereitungen bereits voll im Laufen oder gar abgeschlossen war. Zudem ist es zwischenzeitlich erwiesen, dass Platzgummer selbst vom eurobedingten Finanzloch von den operativ Tätigen erst weit nach Abschluss der EURO 2008, nämlich im März 2009, informiert worden war. Sowohl das Kontrollamt als auch der Rechnungshof haben Platzgummer mittlerweile entlastet. Somit bleiben zwei zentrale Fragen bis heute ungeklärt. Zum einen die Frage, weshalb sich niemand aus der „Für Innsbruck“-Fraktion schützend vor den damaligen Vizebürgermeister stellte, zum anderen, weshalb sich Platzgummer – im Wissen um seine Beliebtheit – nicht gegen seine Demontage zur Wehr setzte. Denn tatsächlich sollen sich die Ereignisse – laut Insidern – an jenem 22. Mai 2010 gänzlich anders zugetragen haben.

„Christoph, du gehst jetzt!“
Die Gerüchteküche des Rathauses – namentlich möchte sich aus Angst vor der jetzigen Bürgermeisterin niemand öffentlich zur Causa äußern – weiß um eine kleine, aber umso mächtigere Gruppe von FI-Funktionären, der die Kalamitäten rund um die EURO den perfekten Vorwand lieferten, um Platzgummer loszuwerden. Diesem Quartett soll neben Ex-Bgm. Hilde Zach und FI-Mastermind Wolfgang Steinbauer auch die größte Nutznießerin von Platzgummers Rauswurf angehört haben – die nunmehrige Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer sowie deren Intimus Martin Feichtner – der inzwischen als städtischer Beamter hauptsächlich für die FI-Propagandaarbeit zuständig ist. Unter einem fadenscheinigen Vorwand ins Bürgermeisterbüro zitiert, soll Platzgummer an jenem besagten Freitag aus heiterem Himmel erfahren haben: „Christoph, du schadest der Fraktion – geh jetzt!“ Kurz und knapp – wie es Zachs Art war – genügten diese Worte, um die politische Karriere von Platzgummer zu beenden – der Klub sollte nicht eingebunden werden, die Meinung von Zach und Oppitz-Plörer sollte genügen.

Zu viel Engagement, zu beliebt
Über die Motive der damaligen Bürgermeisterin, ihren Kronprinzen eiskalt im Regen stehen zu lassen, kann indes nur spekuliert werden. Dass Platzgummer sensationelle Bekanntheits- und Beliebtheitswerte aufzuweisen hatte und sich nicht immer devot Zachs Willen unterwarf, dürfte allerdings eine entscheidende Rolle gespielt haben. Christoph Platzgummer selbst erklärte auf schriftliche Anfrage der STADTBLATT-Redaktion, sich zur Causa nicht näher äußern zu wollen. Auf die Frage, ob die geschilderten Vorgänge den Tatsachen entsprechen, teilte dieser mit, dass es ihm „als Landesbeamter nicht mehr zusteht, diese Vorgänge zu kommentieren“. In diesem Fall darf ein ausgebliebenes Dementi wohl als „Ja“ gedeutet werden. Bezeichnend ist auch, dass Platzgummer ohne ein Wort des Dankes oder einen Händedruck das Rathaus verlassen musste.

Oppitz-Plörer: „Der Rücktritt erfolgte aus freien Stücken!“
Bgm. Christine Oppitz-Plörer weißt diese Darstellung indes entschieden zurück. „Der Rücktritt von Christoph Platzgummer erfolgte aus freien Stücken, wie jetzt jener von Walter Peer!“, betont die Bürgermeisterin.

Zach: „Kein Kommentar dazu!“
Auf Anfrage des Stadtblatt betont Alt-Bgm. Hilde Zach, zu dieser Causa „keinen Kommentar“ abgeben zu wollen. „Dr. Platzgummer hat damals sein Statement abgegeben. Dem habe ich nichts hinzuzufügen“, so Zach.

„Machtpolitisches Opfer“
Für SP-Klubobmann Arno Grünbacher stellen sich die Ereignisse aus seiner Beobachtung indes exakt so dar, wie berichtet. „Ich habe immer gesagt, dass Platzgummer nicht Opfer der EURO wurde, sondern ein machtpolitisches Opfer“, betont Grünbacher.

Eberharter bestätigt Darstellung
„Die beschriebene Vorgangsweise deckt sich auch mit meinem Wissensstand, aber dass sich niemand von FI vor Platzgummer gestellt hat, stimmt so nicht. Denn ich habe mich auch öffentlich eindeutig deklariert“, betont FI-GR Franz Eberharter.

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