„Hört‘s mal auf zu streiten vor uns“

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INNSBRUCK. Über 100 Anrainer kamen zur Bezirksblätter vor Ort-Podiumsdiskussion am Bergisel. Hauptthema war ein versprochenes, aber nicht umgesetztes Verkehrskonzept für das Museum „Tirol Panorama“.
Schon am Beginn der Diskussion wurde klar: Alle wollen eine öffentliche Anbindung für den Bergisel, aber keiner will sie zahlen. Verkehrsstadtrat Ernst Pechlaner (SPÖ) trumpfte in seinem Eingangsstatement gleich mit einem Protokoll auf, in dem das Land zusagte, die Hälfte der Betriebskosten für einen Bus zu tragen. „In meinen Augen ist LHStv. Anton Steixner in die­ser Causa säumig“, greift Pechlaner den für den öffentlichen Verkehr im Land zuständigen LHStv. Anton Steixner (ÖVP) direkt an.

Briefe gegen Protokolle
Dieser verweist seinerseits aber auf Briefe an und von der damaligen Bgm. Hilde Zach, in denen die Bürgermeisterin einsehe, dass das Land keine öffentliche Anbindung unterstützen könne, die in der Kernzone Innsbruck liege. Auf diesen Standpunkten beharrten beide Politiker vehement. Auch das Angebot von Ernst Pechlaner, die Sache zu besiegeln, wurde nicht angenommen: „Machen wir die Leute glücklich und schlag ein“, bot Pechlaner eine 50-50-Finanzierung der jährlichen 148.000 Euro Betriebskosten an. „Nur für das Museum einen Bus fahren zu lassen, halte ich für ein leeres Spazierenfahren. Für eine Busanbindung in der Kernzone Innsbruck ist auch Innsbruck zuständig. Außerdem schafft es das Land, in das abgelegenste Dorf einen Bus zu finanzieren, dann wird es der Stadt wohl auch möglich sein, eine Mindestanbindung für 300 Bergisel-Anwohner zu bezahlen“, begründet Anton Steixner seine Haltung.
Einem der anwesenden Anrainer wurden diese Schuldzuweisungen dann zu viel. Mit seiner Wortmeldung: „Hört‘s mal auf zu streiten vor uns“, erntete er großen Applaus vom Publikum.
Um Verständnis bat LHStv. Steixner abschließend für die Verzögerung bei den Umbauarbeiten der Kreuzung Bergiselweg/Brennerstraße. Dort sollte bis zur Museumseröffnung am 12. März ein Parkplatz geschaffen, die Kreuzung umgebaut und ein digitales Schild installiert werden, das freie Parkplätze anzeigt. Bis zur Eröffnung wird nur das Schild realisiert sein. Für die Bewohner unverständlich, da Steixner selbst einräumte, „dass in den ersten Monaten der größte Andrang auf das Museum sein wird.“

84 Parkplätze für drei Attraktionen
In Hinblick auf die Massen, die nun den Schicksalsberg erklimmen werden, nennt Ernst Pechlaner deutliche Zahlen: „Schon jetzt fahren jährlich 22.000 Pkw auf den Bergisel. Mit dem neuen Museum erwarten wir eine Steigerung des Verkehrsaufkommens von 22 %.“ Dietmar Gscheidlinger von der Interessengemeinschaft Bergisel, der seit langem für die Umsetzung des gesamten Verkehrskonzeptes kämpft, verweist auf die wenigen Parkplätze am Areal: „Die Verantwortlichen gehen wohl von einer kurzen Aufenthaltsdauer am Berg­isel aus. Denn mit nur 84 Parkplätzen für die Bergisel-Schanze, den kommenden Rundwanderweg und das Museum, muss die Parkdauer sehr kurz sein, dass sich das ausgeht“, ätzt Gscheidlinger.

Museum als Verbündeter
Der Sprecher der Tiroler Landesmuseen Peter Pock stellte sich im Laufe der Diskussion klar auf die Seite der Anwohner: „Wir nehmen die Anliegen unserer Nachbarn sehr ernst. Ich befürworte eine neue Buslinie, wenn sie finanzierbar ist.“ Vizebgm. Franz Gruber versuchte derweil zwischen den Fronten zu vermitteln: „Es müssen sich jetzt alle bewegen.“ Vorschläge für eine Anbindung gab es vonseiten des Publikums genügend. Von einem gläsernen Aufzug vom Bierstindl weg, über eine Verlängerung der Linie W, eine Gratisnutzung des Sightseers für Anwohner, private Sammeltaxis, bis hin zu einem Schrägaufzug zum Bergisel.

Viele neue Ideen für Anbindung
Auf dem Podium wurde übrigens die Bürgermeisterfraktion vermisst. Bgm. Oppitz-Plörer befand sich im Rahmen des Österreichischen Städtebundes in Brüssel und ihre Vertretung, GR Hans Haller, entschuldigte sich wegen einer Grippe. Dietmar Gscheidlinger erwähnte in diesem Zusammenhang, dass die Bürgermeisterfraktion Für Innsbruck (FI) die einzige Stadtpartei war, die auf keinen seiner Briefe, Einladungen und Anfragen geantwortet habe.

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