„Sehe neue Chancen für Lebenshilfe Tirol“

Paul Barbist ist seit fünf Jahren Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol. Im Interview nimmt Barbist Stellung zu den vielen Vorwürfen gegenüber der Lebenshilfe und deren Konsequenzen.

STADTBLATT: Ihre Stelle als Geschäftsführer wurde neu ausgeschrieben. Sie haben sich wieder beworben. Warum glauben Sie, der Richtige für diesen Job zu sein?
BARBIST:
Ich bin überzeugt, dass ich der Richtige für die Stelle bin. Ich bin seit 20 Jahren im Gesundheits- und Sozialbereich tätig, seit zehn Jahren bin ich in Geschäftsführerpositionen, seit fünf Jahren bei der Lebenshilfe in Tirol. Wir haben viele neue innovative Einrichtungen errichten können, mit dem uns für die Begleitung unserer Klienten zur Verfügung gestellten Budget sparsam gewirtschaftet, haben ein stabiles, tragfähiges Netzwerk und bestes Einvernehmen mit dem Land. Die fünf Jahre waren sehr erfolgreich! An dieser Entwicklung war ich maßgeblich beteiligt.

Ihr Gehalt soll bei mehr als 11.000 Euro brutto liegen und Sie wollen Ihr Gehalt um 15 Prozent kürzen? Ist das richtig?
BARBIST:
Es ist richtig, dass ich einen Vorschlag gemacht habe, mein Gehalt um 15 Prozent zu reduzieren. Weil ich mir bewusst bin, dass in dieser schwierigen Situation auch die Mitarbeiter und insbesondere Führungskräfte ein Zeichen der Loyalität und Solidarität gegenüber dem Unternehmen setzen müssen.

Und die 11.000 Euro Gehalt brutto, stimmen die?
BARBIST:
Ja. Für Geschäftsführer, die einem Unternehmen mit über 1.200 Mitarbeiter vorstehen, ist ein Gehalt in der Größe von 10.000 Euro und mehr nichts Außergewöhnliches. Im sozialen Bereich muss man mit bestimmten Abschlägen rechnen. Wenn es mir nur um das Gehalt ginge, würde ich mir einen Job in der Industrie suchen. Bei der Lebenshilfe geht es um eine gute soziale Sache, da müssen auch Führungskräfte auf einen Teil verzichten, vor allem wenn man in einer solch schwierigen Situation ist. Wobei das nicht das Verschulden der Geschäftsführung ist.

Was sagen Sie zu den Vorwürfen bei Wohnrechtsverträgen, und zu Vorständen, die sich selbst Aufträge zugeschanzt haben sollen?
BARBIST:
Zu den Vorwürfen, die dem Verein gemacht wurden, kann ich nichts sagen, da ich nicht Geschäftsführer des Vereines sondern der GmbH bin. An mich selbst wurden nie Vorwürfe gerichtet.

Inwieweit haben die Vorwürfe der Lebenshilfe geschadet?
BARBIST:
Eine negative Diskussion ist nie gut für eine Organisation. Was wir allerdings feststellen ist, dass in vielen Gesprächen mit Angehörigen und Mitarbeitern immer wieder die gute Arbeit an der Basis hervorgehoben wird. Das, denke ich, ist ein stabiles Fundament. Ich glaube, dass die Arbeit der Lebenshilfe nach wie vor sehr geschätzt wird und der Ruf dieser Organisation auf Dauer nicht beschädigt sein wird.

Hat der frühere Vorstand Projekte blockiert?
BARBIST:
Das kann ich nicht bestätigen. Viele Projekte wie beispielsweise das Restaurant Lunch-House und der Arbeitsverbund Mieders wurden noch vom ehemaligen Vorstand beschlossen. Innovative Projekte haben immer Vorrang gehabt.

Ein neuer Vorstand wurde bereits gewählt. Wie sehen Sie Ihren neuen Vorstand? Sehen Sie neue Chancen?
BARBIST:
Ja, die Vorstandsmitglieder sind sehr engagiert. Sie bringen viele neue Ideen ein. Das bringt die Lebenshilfe insgesamt weiter.

Haben diese neuen Ideen zuvor gefehlt?
BARBIST:
Nein. Dagegen sprechen die vielen innovativen Projekte, die in den vergangenen Jahren umgesetzt wurden. Aber klar, wenn Vorstandsmitglieder über Jahrzehnte aktiv sind, die das Unternehmen genau kennen, dann tritt eine gewisse Routine ein. Neue Ideen kamen dabei aber nicht zu kurz.

Was wünschen Sie sich für die Lebenshilfe?
BARBIST:
Dass wir auch in Zukunft für Menschen mit Behinderung im ganzen Land qualitätsvolle Dienstleistungen erbringen können. Darunter fällt auch die Umsetzung der UN-Konvention, die auch Menschen mit Behinderung ein Recht auf bezahlte Arbeit, selbstbestimmtes Wohnen und Bildung gibt.

Das Interview führte
Verena Kretzschmar

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