Am Schluss siegt die Liebe

Foto: TPZ Hall

HALL. Kinderlärm? Gekreische und Toben? Mitnichten! Erstaunlich brav und aufmerksam lauschten und staunten Kinder verschiedenen Alters im kleinen Theatersaal des Theaterpädagogischen Zentrums Hall bei der Gastaufführung von „Schneewittchen …“ der Schauspielschule „REDUTA-BERLIN“.

Spielleiter Dimtry Borisov hat das altbekannte Märchen mit einem zwölfköpfigen Ensemble erstaunlich lebendig, farbenfroh und experimentierfreudig umgesetzt.

Die Fakten sind bekannt: Die böse Königin, mit Hexenkräften ausgestattet, kann nicht akzeptieren, dass ihre Stieftochter Schneewittchen zur Schönsten im Lande herangewachsen ist. Sie befiehlt daher ihre Ermordung – aber es kommt anders – Schneewittchen landet bei den sieben Zwergen, Happyend und dicke Bussis von ihr und dem geliebten Prinzen versöhnen uns trotz garstiger Situationen mit der Story. So soll es auch sein! Sogar Erwachsene (auch z.B. vier ältere Klosterschwestern) hatten sichtlichen Spaß an der leidenschaftlichen und professionellen Darbietung der im Kern immer noch zeitlosen Botschaft.

Ursula Bleyer, vom Theatervirus nach Berlin gelockte Hallerin, ist eine hinreißend böse, schöne, kalte Königin, die an den König in einer Ballade Ludwig Uhlands errinnert: „so finster und so bleich“ – ausgestattet mit dunkler Seidenrobe und blutrotem Geschmeide, konsequent gebieterisch, eifersüchtig, rücksichtslos. Ebenbürtig dazu ihr höfischer Berater (Robert Schonk), ein intriganter, französelnder Hofschranze, kalt, berechnend, aber feig – großartig in Geste, Mimik und Aussprache. Schneewittchen (Hilde Haberland), hübsch und appetitlich, hätte auch mit weniger aufgetragener Larmoyanz und Naivität eine gute Figur gemacht, mehr Natürlichkeit hätte ihre Vorzüge eher aufgewertet.

Die übrigen DarstellerInnen, zum Teil mit Doppelrollen beschäftigt, haben sich wacker geschlagen, das Zusammenspiel des Ensembles klappte hervorragend, Musikhintergrund, Bühnenausstattung und Beleuchtung verraten eine eingeübte Routine. Und dass ein Haufen Kinder fast zwei Stunden lang von einem Theaterstück in Bann gehalten werden können, ist angesichts der vielerorts schon üblichen Fernsehorgien ein kleines Wunder.

Schade, dass „Reduta Berlin“ nur so kurz hier ist, vielleicht kommen sie wieder – zu wünschen wäre es.

Peter Teyml

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