Als Papa dauerhaft entsorgt
Betroffene Väter kämpfen für die automatische gemeinsame Obsorge
Die Diskussion um die automatische gemeinsame Obsorge von Mutter UND Vater gilt in Österreich mittlerweile als politischer Dauerbrenner. Eine Einigung über einen möglichen Gesetzesbeschluss scheint sich jedoch noch bis Herbst 2012 hinauszuzögern. Betroffene Väter greifen nun selbst zur Initiative und informieren auf den Straßen – so auch in Bischofshofen und Radstadt.
BISCHOFSHOFEN/RADSTADT (ar). „Es waren einmal Vater, Mutter, Kind“ – das hört sich an wie im Märchen, nur leider enden Märchen oft auf tragische Weise: „Im Fall von Scheidungen bleibt für die Väter von der ehemaligen Idylle oft nur noch der Streit ums Sorgerecht, die Angst ums geliebte Kind und finanzielle Dauerbelastungen“, so der betroffene Vater Josef Gabauer vom Verein „vaterverbot.at“, der nach jahrelangen kostenintensiven Kämpfen mit Ex-Frau und Justiz nun seine Tochter wöchentlich von Freitag auf Samstag sehen kann. Um nicht tatenlos zu warten, bis die Politik das Gleichbehandlungsgesetz für Eltern verabschiedet, arbeitet er gemeinsam mit zwei Leidensgenossen an der Basis und informiert die Bevölkerung persönlich. So auch vergangenen Freitag in Bischofshofen und in Radstadt. Die Forderungen des Vereins „vaterverbot.at“ beinhalten die Gleichberechtigung beider Elternteile und somit die gemeinsame Obsorge als Standard.
„Entsorgte Väter“ am finanziellen Abgrund
Die ÖVP vertritt bereits die Ansicht, dass im Fall einer Scheidung beide Elternteile automatisch die gemeinsame Obsorge bekommen sollen. Der Vorstoß sorgt seit geraumer Zeit für Zündstoff in der Koalition, denn SPÖ-Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek lehnt diese Automatik strikt ab. „Jedenfalls sind wir aber guter Dinge, denn das mögliche Gesetz muss bis spätestens Herbst 2012 im Parlament zumindest behandelt werden, eine endgültige Entscheidung zu Gunsten der Väter erwarten wir aber durchaus früher“, zeigt sich Johann Schwaighofer optimistisch. Nach Schätzungen des Vereins vaterverbot.at fallen 37 Prozent der unterhaltspflichtigen Väter mit ihrem frei verfügbaren Einkommen unter die Armutsgrenze von 951 Euro monatlich. Rund 26 Prozent bleibt nicht einmal das Existenzminimum von 772 Euro pro Monat, da es in Österreich möglich ist, einen Vater für den Unterhalt sogar bis auf Null Euro zu pfänden.
Landesgruppe „vaterverbot.at“- von Vätern für Väter
Meist jeden letzten Donnerstag im Monat treffen sich betroffene Väter in Anif, um Erfahrungen auszutauschen, sich zu ermutigen und gegenseitige Hilfe anzubieten. Auf der Homepage www.vaterverbot.at findet man darüber hinaus auch den Kontakt zur kostenlosen telefonischen Rechtsberatung.
„Vater sein und nicht Besucher“
Der Verein „vaterverbot.at“ sieht auch ganz klar die praktische Umsetzung einer Doppelresidenz als umsetzungswürdig. Darüber hinaus wird gefordert, nicht weiterhin Besucher dank Besuchsrecht zu sein, sondern Vater. Denn: „Unsere Kinder haben das Recht von beiden Elternteilen durch das Leben begleitet zu werden“, so die drei Väter abschließend.
Red: Angelika Rußegger
Lesen Sie den Kommentar "Be- und entsorgte Väter" von Angelika Rußegger
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