Windelfreies Aufwachsen/ Natürliche Säuglingspflege heute

Timo, ca. 1 Jahr alt
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INFO ZUR NATÜRLICHEN SÄUGLINGSPFLEGE

"Babies ohne Windeln(wie) geht das? - Sauber BLEIBEN statt sauber werden“

Der Anblick eines Babies mit Schnuller, Fläschchen, Kinderwagen gilt als ganz normal und als unverzichtbares Utensil.
Und Windeln? Muss ein Kind wirklich die ersten 3 oder 4 Lebensjahre seine Toilette am Körper tragen?

Dass ein 3-jähriges Kind ohne Windeln auskommt überrascht niemanden, aber dass auch ein Neugeborenes auf Windeln verzichten kann, klingt für viele unglaublich und revolutionär. Es ist aber die schlichte Wahrheit:

Babies brauchen keine Windeln!

WIE IST DAS MÖGLICH?

Es geht um das Erinnern an ein altes Wissen, das in unseren Breitengraden durch die vermeintlich bequeme Wegwerfwindel schlichtweg in Vergessenheit geraten ist. Ein Säugling hat den Instinkt sein "Nest" nicht zu beschmutzen.
Lange bevor Babies sprechen können, teilen sie uns all ihre Bedürfnisse mit, wie beispielsweise Hunger, Durst, Müdigkeit, usw. und wir reagieren normalerweise entsprechend darauf.
Genauso teilen sie und mit, wenn sie mal "müssen".

NATÜRLICHE SÄUGLILNGSHYGIENE ist eine uralte Art auf die Ausscheidungsbedürfnisse eines Babys mit Respekt zu reagieren.

Babies geben SIGNALE:

Die Signale variieren von Kind zu Kind und je nach Alter, die gängigsten Zeichen sind:
• Unerklärliches Quengeln
• Hecktisches An-und Abdocken beim Trinken
• Zappeln, Beinchen anziehen ( z.B. im Tragetuch)
• Unruhe ( im Tragetuch fängt es an sich „frei zu kämpfen“)
• Abwesender, in sich gekehrter Blick

Wenn Sie keine klaren Signale erkennen können, versuchen Sie es mit:

TIMING:

Es gibt auch feste Zeiten zu denen die meisten Babies „müssen“. Beispielsweise nach dem Aufwachen, nach oder während dem Trinken oder Stillen.
Sie werden den Ausscheidungsrythmus ihres Babys bald erkennen. Außerdem trainieren Sie ihre Intuition: wenn das Gefühl „ es muss jetzt“ in ihnen aufkommt, ist es ratsam, ihre Arbeit liegen zu lassen und das Baby abzuhalten ( siehe Punkt Intuition).

INTUITION:

Der Unterschied zu „einfach-so-daran-denken“ und INTUITION ist:
Die Intuition kommt plötzlich in ihnen auf, wie „aus dem Nichts“.

Intuition wächst, indem man sie benutzt!
Der inneren Stimme zu vertrauen und sie zu respektieren kann einige Übung erfordern ( Ingrid Bauer).
Lassen sie Kontrollbedürfnis und Perfektionismus los und vertrauen sie auf sich und ihr Kind.

SCHLÜSSELLAUT:

Sie unterstützen ihr Kind wenn sie ihm beim Ausscheiden ein Signal geben, wie beispielsweise „sss, schsch, pipi, lulu, kaka, ggg“ usw. damit sagen sie ihm. „ jetzt kannst du“.

WANN ANFANGEN:

Als ideal gilt die Zeit vor Vollendung des 4. Lebensmonates.
Wenn das Kind älter wird, hört es irgendwann auf zu Signalisieren, wenn ohnehin nicht darauf reagiert wird.
Mit Liebe und etwas mehr Geduld kann man aber auch später noch damit anfangen. Auf KEINEN Fall Druck auf ihr Baby ausüben, auch gegenüber ihnen selbst ist Perfektionismus fehl am Platz.

Um den Ausscheidungsrythmus ihres Babys kennen zu lernen, lassen sie es am Besten „unten ohne“ strampeln. Sie können einen Nässeschutz oder ein Moltontuch unterlegen. Achten sie jedenfalls auf genügend Raumwärme v.a. im Winter. Das stimmliche Signal ( siehe oben) können sie von Anfang an anwenden, wenn es „muss“, damit es ihr Baby kennenlernt.

ZEITAUFWAND:

Der Zeitaufwand ist nicht größer, als wenn sie das Baby wickeln würden.
Hat sich die Kommunikation erst einmal eingespielt, benötigt es weniger Zeit: Baby hochnehmen,
Hose runter, über Waschbecken, Klo, Topf oder Schüssel abhalten, wenn nötig abwischen od. abwaschen, Hose wieder an.

WAS ANZIEHEN:

Bewährt haben sich auf jeden Fall Zweiteiler. Wenn Strampler, dann solche mit Druckknöpfen im Schritt; bequeme Hosen mit Gummibund ( am besten eine Größe mehr, damit das Baby nicht eingeengt ist), Babylegs ( wie Legwarmers bei Erwachsenen, siehe Foto unten, gibt’s im Internet). Sie können auch einen Body einfach unten offen lassen, damit der Popo bedeckt ist und die Druckknöpfe entfernen oder sie schneiden ein Loch in eine billige Babyunterhose… Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Im asiatischen Raum gibt es sogenannte split pants, mit einem Schlitz im Schritt, damit das Kind bei Bedarf abgehalten werden kann, ohne dass die Hose ausgezogen werden muss. Es gibt mittlerweile auch schon einiges aus dem Internet zu bestellen ( www.mokoshop.eu). Das braucht man aber nicht unbedingt, es geht auch ohne Schlitzhosen, und einen normalen Topf oder eine Schüssel hat auch jeder daheim.

WIE wird das Baby ABGEHALTEN:

Es gibt verschiedene Abhaltepositionen. Die gängigste ist folgende:
Das Kind wird in Hockposition gebracht ( Körperschwerpunkt bitte nach hinten um ein Vornüberkippen zu vermeiden). Hierzu lehnt man den Rücken des Kindes an den eigenen Bauch und hält es dann mit beiden Händen an den Oberschenkeln. Dann geben sie ihrem Schützling das verbale Signal ( z.B. „ssss“).
Falls es nicht muss werden sie es merken, ihr Baby zeigt ihnen auch das:
Möglicherweise wendet es sich ab oder es streckt sich durch.
Sie können das Baby über Waschbecken, Klo, Badewanne, Topf, Schüssel oder einer extra großen Rührschüssel abhalten. Diese eignet sich v.a. nachts und bei Buben um ein „ Spritzen“ über den Rand hinaus zu vermeiden. Vielleicht entwickeln sie ja selbst eine eigene Technik dafür.
Wenn man beispielsweise mit einer Hand unter dem Knie des Babys durchfährt während des Abhaltens, können sie den Strahl mit der Handfläche gezielt nach unten leiten. Dies bedarf allerdings schon einiger Routine!

Die gängigste Abhalteposition Spritzschutz bei Buben ( Demo an einer Puppe) siehe Fotos!

Windelfrei in der NACHT:

Auch nachts ist die Windelfreiheit problemlos praktizierbar.
Sogar einfacher, da ihr Instinkt nicht von Alltagsgeschehnissen abgelenkt wird. Hinzu kommt die schlichte Tatsache, dass ein Baby genauso wie wir Erwachsene NICHT im Schlaf pinkelt, sondern erst wenn es aufwacht.
Vielleicht merken sie, dass ihr Baby in einen leichteren Schlaf fällt oder die gleichen Signale wie am Tag zeigt.

Als Unterlage eignet sich ein (kurzgeschorenes) Schaffell mit einem großen Handtuch darüber. Felle sind sehr saugfähig und im Gegensatz zu Nässeschutzeinlagen atmungsaktiv. Achten sie darauf, dass es nicht zu einer Überhitzung kommt. Sie können das Baby „unten“ auch nackig lassen und wenn sie es nicht immer hochnehmen wollen zum abhalten, ein Moltontuch zwischen die Beinchen legen um die Feuchtigkeit aufzufangen.

Wichtige Untensilien am Besten griffbereit lagern z.B. Moltontuch, Pinkelschüssel usw. und immer am gleichen Platz, damit sie nicht lange suchen müssen. Einige Mütter berichten, dass sie und das Baby schon so gut eingespielt sind, dass sie gar nicht richtig aufwachen, sonder das Abhalten im Halbschlaf erledigen.

FAMILIENBETT:

Ein wesentlicher Bestandteil der natürlichen Säuglingspflege ( Windelfreiheit bzw. Kommunikation über die Bedürfnisse des Babys) sind Körperkontakt, ihre Nähe und ihre Anwesenheit zum Baby. Diese Faktoren sind wichtig, dass die Windelfreiheit „funktioniert“. Das Familienbett ist somit ein großer Vorteil.
Wenn das Baby ihre Nähe im Raum spürt, geben sie ihm die Sicherheit sich „fallen zu lassen“, beruhigt zu schlafen und die Eindrücke des Erlebten zu verarbeiten.
Sie sind eine Grenze, in der Freiheit möglich ist. „Das nicht Alleingelassen werden ist für die Entwicklung des Babys wichtig und unumgänglich „( Lini Lindmayer).
Für ein Baby sind sie nur dann „da“ wenn es sie fühlen kann, ihr vertrauter Geruch da ist und zumindest ihre Anwesenheit im Raum spürt.

Beim gemeinsamen Schlafen im Familienbett geht es auch um die anderen Bedürfnisse wie Hunger, Durst, Unwohlsein, Träume, wenn das Baby friert oder schwitzt.

WOZU DAS GANZE:

1. Es ist logisch:
wenn wir auf alle Bedürfnisse des Kindes reagieren, warum also nicht auch auf das natürliche Bedürfnis nach Sauberkeit?

2. Es ist hygienisch:
die Natur hat es nicht vorgesehen, dass Menschenkinder ihre Toilette am Körper tragen. In anderen Kulturkreisen wachsen Kinder windellos auf. Das sind immerhin 70% aller Säuglinge dieser Erde!

3. Es ist ökologisch:
jede Windel belastet unser Ökosystem, daher ist es gut, den Verbrauch zu minimieren oder ganz zu stoppen.

Windelfrei bedeutet allerdings NICHT, dass sie ganz auf Windeln verzichten müssen:

In bestimmten Situationen, die für sie und ihr Baby Stress bedeuten, können sie eine Windel verwenden, wenn sie nach Möglichkeit trotzdem auf das Ausscheidungsbedürfnis des Kindes reagieren können.
Beispielsweise bei nass-kaltem Wetter oder auf langen Reisen ( z.B. Autofahrten, wo man nicht einfach so schnell mal anhalten kann). Sie können aber immer eine Schüssel und Feuchttücher im Auto deponieren.
Oder in anderen Situationen in denen sie sich unwohl oder unsicher fühlen.
Beim Spazierengehen im Winter können sie dem Kind vor dem Hinausgehen noch die Möglichkeit zum Ausscheiden anbieten, im Sommer ist es ja draußen ohnehin kein Problem.
Wenn sie eine Windel benutzen, betrachten sie diese nur als Notlösung um eine eventuelle „Panne“ aufzufangen.

PANNEN:

100% Windel- bzw. Pannenfrei gibt es NICHT. Pinkelpannen gehören zur Entwicklung und sind sogar wichtig.
Ich empfehle auch bei einer Panne den Schlüssellaut zu machen.
Gesunder Urin ist eine „saubere Sache“.
Bestandteile des Urins: Harnstoff, Aminosäuren, Kreatinin, Harnsäure, Zitronensäure, reduzierende
Organische Verbindungen, Proteine sowie anorganische Salze.

PINKELSTREIKS:

Es kann sein, dass ihr Baby Phasen hat, in denen die Windelfrei-Kommunikation nicht mehr so gut oder überhaupt nicht funktioniert.
Mögliche Auslöser sind z.B. Wachstumsschübe, Umzug oder irgendeine andere Veränderung oder Stress- Situation. Erfahrungsgemäß gehen diese Streiks wieder vorbei oder ihr Kind will ihnen damit nur etwas sagen bzw. zeigen ( Eine Mutter berichtete, ihr Kind ließ sich nicht mehr abhalten weil es selber aufs Töpfchen sitzen wollte, wie sie dann herausfand).

TRAGEN:

Tipp: Tragen Sie ihr Baby viel! Körpernähe fördert das gegenseitige Verstehen. Es gibt heutzutage sehr gute Tragen ( Tragetuch, Bondolino, Manduca, Ergo Carrier). Lesen Sie hierzu bitte meinen Artikel „Babies tragen- aber richtig!“

LITERATUR:

„Es geht auch ohne Windeln“ von Ingrid Bauer
„Windelfrei?- So geht´s!“ von Lini Lindmayer
„TopFit!- Der natürliche Weg mit oder ohne Windeln“ von Laurie Boucke
„Ihr Baby kann´s!“ von Rita Messmer

INTERNET:

www.babyglueck.ch (hier finden Sie noch einige andere Links zum Thema Windelfrei, Schwangerschaft, Entbindung, Stillen, Schlafen,…)
www.mokoshop.eu (Windelfreibekleidung, uvm.)

VORTEILE DER NATÜRLICHEN SÄUGLINGSPFLEGE:

• Ganzheitliche Kommunikation mit dem Kind in allen Lebensbereichen
• Besseres Verständnis seiner Signale
• Die Eltern trainieren ihren Instinkt
• Bessere Reaktionsmöglichkeiten auf unerklärliches Weinen
• Gesteigertes Wohlbefinden
• Optimaler Wundschutz! Allergien, Windelausschlag, wunder Po gibt’s bei „windelfrei“ gar nicht
• Keine Kosten für Pflegeprodukte und Windeln, d.h. enorme Geldersparnis
• Keine Windelmüllberge oder Wäscheberge von Stoffwindeln
• Das Baby muss nicht in seinen Ausscheidungen sitzen
• Keine unangenehm riechenden Windeleimer zu entsorgen
• Baby hat uneingeschränkten Zugang zu all seinen Körperteilen und kann diese ganz natürlich erforschen
• Entwicklung eines intakten Körperbewußtseins
• Kein Wickelstress
• Keine „Wickeltaschenschlepperei“- ein oder zwei Ersatzhosen für „Notfälle“ mitnehmen genügt
• Einfaches Sauberhalten des Kindes: nur Popo abwischen und fertig
• Kein mühsames Umlernen; das oft quälende, stressige Sauberkeitstraining fällt weg, wenn das Kind älter ist
• Mehr Bewegungsfreiheit für das Kind
• Natürlicher Umgang mit den Ausscheidungen
• Der liebevolle und intuitive Kontakt zum Baby wird noch intensiver ( intensive Eltern-Kind-Beziehung)…

Ein Baby windelfrei aufwachsen zu lassen hat nichts mit „Erziehung“ oder „Training“ zu tun. Nicht sie sagen dem Kind wann es muss, sondern Sie reagieren auf das Signal des Kindes!
Es geht auch nicht darum, dass das Kind möglichst früh sauber wird, sondern es geht um eine ganzheitliche Kommunikation mit dem Baby, das prompte Reagieren auf sein Sauberkeitsbedürfnis und all die anderen Bedürfnisse.

Habe ich ihr Interesse geweckt? Dann kontaktieren Sie mich doch einfach unter schmid.judith@aon.at oder Telefon: 0676 3165877

Meine persönliche Anfangserfahrung:
Als mein Sohn im Säuglingsalter nachts neben mir seinen Kopf nervös hin und her bewegte, bot ich ihm die Brust an. Das war aber nicht exakt das, was er wollte. Er dockte also wieder ab. Ich sah in an, er hatte meines Erachtens nach alles was er brauchte: meine Nähe, es war nicht zu warm oder zu kalt, keinen Hunger und keinen Durst, die Windel war auch frisch. Ich sah ihn an und plötzlich sagte ich „Vielleicht muss er aufs Klo“.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich aber noch nichts von „windelfrei“ und bin auch nicht auf den Gedanken gekommen ihn abzuhalten oder in ein Moltontuch pinkeln zu lassen. Später entdeckte ich einen veralteten Bericht über natürliche Säuglingshygiene. Es dauerte dann noch einige Wochen bis ich dann definitiv mit windelfrei begann. Ich brauchte noch die Zeit mich an den Gedanken zu gewöhnen, die süßen Strampler nicht mehr zu verwenden. Zum Start bestellte ich mir zwei Bücher über windelfrei. Timo war ca. 4,5 Monate als wir mit windelfrei begannen.

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