Was man "ganz oben" lernt
Ein unvergessliches Erlebnis war für die Vöslauerin Dr. Gabriele Harecker ihre Besteigung des 5895 Meter hohen Uhuru Peak – der Gipfel des Kilimandscharo. „Ich bin von diesem Abenteuer vor allem mental und psychisch gestärkt zurückgekommen,“ erzählt sie den Bezirksblättern. „Und ich fühle mich seither wie ein Fels in der Brandung.“
Vor allem die psychologischen Aspekte des Gipfelsturmes waren für Harecker, die Neuropsychiatrie des Kinder- und Jugendalters studierte und als Heilpädagogin im Gesundheitszentrum Bad Vöslau arbeitet, interessant. „Da ich als gebürtige Tirolerin quasi als Berggämse aufgewachsen bin, habe ich mich auf den Kilimandscharo gar nicht so sehr körperlich vorbereitet. Ich wollte einfach mental durchhalten und es schaffen.“
Eine große Herausforderung, fürwahr! Denn von allen Kilimandscharo-Besteigern schafft es im Schnitt nur ein Drittel „ganz hinauf“. Die Strapazen der großen Höhe ab 4000 Metern (niederer Blutdruck, wenig Sauerstoff und dadurch bedingte Schwäche) werden oft auch jungen Leuten zu viel. „Unser Bergführer gab in der Landessprache von Tanzania mit den Wörtern „Pole-Pole“ und „Mzuri“ das Motto vor. Zu deutsch: „Langsam – langsam“ bzw. „Nimm's leicht!“
„Alle, die zu schnell hinauf wollten, haben es nicht geschafft,“ erzählt Harecker. Sie begann während des vier Tage dauernden Aufstiegs mit dem Berg zu sprechen: „Nimm mich an!“
Die letzten Meter vor dem Gipfel erreichte aber auch sie ihre körperlichen, seelischen und geistigen Grenzen. Da legte ihr Bergführer Bongo seine Hand in den Rücken und flüsterte ihr beständig zu „You kill the mountain!“ Und sie ging weiter, Schritt für Schritt...
Ganz oben, nach dem 6stündigen steilen Aufstieg, wurde die Gruppe mit einem Sonnenaufgang belohnt. „Nach der Geburt meines Sohnes war dies mein menschlich bewegendstes Erlebnis überhaupt! Ich habe jedes Zeitgefühl verloren!“
Mehr Bilder unter http://gast.adaxas.net/wordpress/2011/08/18/was-man-ganz-oben-lernt/
Mit nach Hause genommen hat Harecker nach diesem Gipfelsturm das Gefühl, auch enorme psychische Belastungen ertragen zu können. Es kann sie nichts mehr in Panik versetzen. „Ich bin toleranter geworden und mein Verständnis für menschliche Schwächen wurde noch mehr verstärkt.“
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